graf zahl
aquarium
jenseits der
großen pfütze
kleinanzeigen
operndorf
burkina faso
no f
aktuell
start
burkina faso / mali
guinea
gambia / senegal

...und weiter geht die Reise


die 10 touristischen höhepunkte der Cote d'Ivoire

  1. Comoe-Nationalpark: phantastische Natur mit vielen Tieren
  2. Cashew-Fruechte aussaugen (idealer Durstloescher)
  3. Gastfamilie in Ganse. Herzlichen Dank an Blaise und seine Familie
  4. Kinder in Ganse. Welch eine Begeisterung fuer einen Toubabou
  5. Poulet braise. Es ist erstaunlich, wie gut so ein echtes Huhn, dass sein Leben lang durch's Dorf getigert ist, schmeckt und wieviele Zusammenbauteil es hat
  6. Gastfamilie in Kongasso. Herzlichen Dank an Nassaire und seine Familie
  7. Pfuetzenslalom von Bouake nach Man
  8. Dorfchef der Baoule in Semien. Herzlichen Dank fuer die Gastfreundschaft
  9. Le Dent de Man. Klingt schoen (franzoesisch aussprechen) und sieht gut aus
  10. Herisson. Merke: Hat der Fisch besonders viele und spitze Graeten, koennte es sich um einen Igel gehandelt haben

08.04.2013

pfützenslalom teil 2

Etwa auf halber Strecke Bouake-Man befand sich Seguela, die einzige Stadt mit einer gewissen Infrastruktur: Hotel aus den Siebzigern (Der Teppich konnte Geschichten erzaehlen und die Stuehle waren mit gruenem Samt ueberzogen), Baeckerei mit Christbaumkugeln an der Decke und allabendlich wurde die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Auch schoen. Auf der letzten Etappe nach Man fing es fruehmorgens bei Fruehstueck an zu regnen, es wurde ueberhaupt nicht richtig hell. Nachdem es zwei Stunden spaeter immer noch regnete, startete ich trotzdessen und obwohl die Strasse nicht asphaltiert war. Die Staubpiste staubte nun nicht mehr stattdessen pflasterten immer groessere und immer tiefere Pfuetzen meinen Weg. Nicht alle liessen sich mehr umfahren, durch einige musste ich hindurch. In solch einem Fall studierte ich die Rad- und Motorradfahrspuren der Einheimischen, um eine geeignete Stelle zum Durchqueren der Pfuetze zu finden. Wichtig dabei war es, zu pruefen, dass alle Spuren, die hineinfuehrten, auch wieder hinausfuehrten. Einmal verkalkulierte ich mich und geriet an eine Stelle, die etwa einen halben Meter tief war. Immerhin hatte ich genuegend Schwung, um das andere Ufer zu erreichen, doch mein linker Fuss (tritttechnisch gerade unten) tauchte bis ueber den Socken in die Schlammbruehe ein. Obwohl es die gesamte Strecke entweder richtig regnete oder zumindest troepfelte, bekam ich an den schon ordentlich vorgeroesteten Unterarmen einen Sonnenbrand. Ein echter Burner! In Man widmete ich mich touristischen Aktivitaeten. Ich besichtigte einen nicht sehenswerten Wasserfall und bestieg den Dent de Man. Letzteres brachte mir, obwohl der Berg nur 881 m hoch ist, einen veritablen Muskelkater. Radeln beansprucht eindeutig andere Muskeln als Laufen.

Gastfamilie in Kongasso

Pfuetze mit Tiefseecharakter. Luft anhalten, Augen zu und durch.

Le Dent de Man

30.03.2013


pfützenslalom teil 1

Zum bevorstehenden Streckenabschnitt von Bouake nach Man, fast 400 Kilometer durch's Zentrum der Cote d'Ivoire lieferten meine grosse Westafrica-Karte und google maps hoechts widerspruechliche Informationen. Wie sich herrausstellen sollte, war weder das eine noch das andere richtig. Die erste Tagesetappe fuehrte auf asphaltierter Strasse bei sehr geringem Verkehr nach Beoumi, was noch konfrom war mit google, waehrend es gemaess meiner Karte keinen Asphalt geben durfte. Am naechsten Morgen wurde es spannend. Gemaess meiner Karte lag Beoumi nahe an einem gewaltigen Stausee, den ich mit einer Faehre zu queren hatte, danach musste ich ueber die Doerfer tingeln. Bei google maps war der Stausee deutlich kleiner, ich befand mich auf der Hauptverkehrsstrasse A8 (Autobahn A8), die von Bouake ueber Beoumi als asphaltierte Strasse bis nach Man fuehrte, und konnte den Fluss, der spaeter in den Stausee muendete mittels einer Bruecke queren. So oder so wurde ich mehrfach vor der Strecke gewarnt, diese sei in sehr schlechtem Zustand und nur schwer zu bewaeltigen. Ich hatte Beoumi noch nicht richtig verlassen, da endete der Asphalt abrupt. Ein schmaler Dschungelweg, der nicht mehr von Fahrzeugen zu bewaeltigen war, bildete die einzige Fortsetzung der zuvor komfortablen strasse. Da es nicht nur in Bouake sondern auch am Vorabend in Beoumi reichlich geregnet hatte (mitten in der Trockenzeit), begann nun ein Pfuetzenslalom. Noch hatte ich das Glueck, dass selbst die groessten Pfuetzen nicht den kompletten Weg vereinamten. Nach zwoelf Kilometern erreichte ich einen Fluss, den ich auf einer Bruecke haette queren koennen, wenn diese nicht eingestuerzt gewesen waere. Eine Folge des Buergerkrieges? Ich nutzte eine Piroge, auf die auch ein Motorrad verladen wurde, dessen Fahrer zu berichten wusste, dass die Bruecke schon vor seiner Geburt eingestuerzt sei, also vor etwa 30 Jahren. Auch am folgenden Tag kam ich an einen Fluss, den mal eine Bruecke gequert hatte. Stattdessen diente nun ein handbetriebener Ponton, der so rostig und alt war, dass auch jene Bruecke vor etwa 30 Jahren eingestuerzt sein muss, als Faehre. Unglaublich, dass bei google maps ein mehr als 30 Jahre alter Zustand dargestellt wird. Die Srecke ist seitdem komplett verdschungelt und in grossen Abschnitten nicht mal mehr mit Allradfahrzeugen befahrbar.

Bruecke eingestuerzt, Flussquerung mittels Piroge

Ein paar Pfuetzen zum Aufwaermen

29.03.2013


gaestebuch

Da mein Gaestebuch Opfer von Spameintraegen geworden war und ich keinen Administratoren-Zugang mehr hatte, um diese zu loeschen, musste ich es leider toeten. Ich habe es nun neu installiert, wer moechte, kann nun dort wieder Eintraege hinterlassen. Da die Spameintraege alle auf Englisch erfolgten, steht das Gaestebuch vorerst nur ueber die deutsche Version zur Verfuegung. Die alten Eintraege von Euch sind nun zwar nicht mehr vorhanden, aber ich habe sie mal archiviert.

23.03.2013


kaputt und regen

Fast kein Verkehr, wunderbare kleine Doerfer, tropisches Gruen, wohin das Auge blickt, angenehm kuehle 37-38 Grad und freundliche Menschen, die mich immer wieder mit einem bonne arrivee begruessen, so radelte es sich angenehm durch die Cote d'Ivoire. Das war zu viel des Guten und so musste ich bei meiner Ankunft in Bouake feststellen, dass der Gepaecktraeger entzwei gebrochen war. Die leichte Alu-Konstruktion hatte der Dauerbelastung nicht standgehalten und war an einer Stelle gebrochen, an der sie nicht haette brechen duerfen (Materialfehler?). An Schweissen lassen, war nicht zu denken. In der Peripherie des Grand Marche fand ich einen Laden, der Gepaecktraeger im Angebot hatte, die jedoch nicht sehr stabil aussahen und nicht zur Verschraubung an meinem Rad passten. Doch es gab keine anderen Modelle. Der Verkaeufer pries sein Produkt damit, dass es muehelos einen Sack Reis (50 kg) tragen koenne und der Fahrradmechaniker bog die Streben so lange, bis sie zur Verschraubung passten. Parfait! Obwohl auch in der Cote d'Ivor offiziell Trockenzeit herrschte, gingen in Bouake gleich mehrfach heftige Schauer hernieder, die gewaltige Mengen Wasser brachten. Ich gedachte all der Staubpisten, die ich in Zukunft zu befahren haben wuerde.

Gepaecktraeger kaputt

Neuer Gepaecktraeger made in Cote d'Ivoire: filigran, robust und elegant gebogen

Regen in Bouake

23.03.2013


toubabou! toubabou! toubabou!

Nach dem Besuch des Parkes radelte ich weiter durch's Hinterland der Cote d'Ivoire. Dass in diese Gegend seit mehr als zehn Jahren kein Weisser vorgedrungenwar, war mir durchaus bewusst, doch die Folgen die dies hatte ueberraschten mich. In dem kleinen Dorf Ganse, in dem es vor vielen, vielen Jahren mal ein Hotel gegeben hatte, das laengstverfallen war, wollte ich uebernachten. Mein Fuehrer aus Kakpin hatte mir dazu seinen Freund Blaise empfohlen. Das Dorf erstreckte sich linker Hand der Strasse, auf der ich radelte. Statt direkt nach Blaise zu fragen, wollte ich mir erst einmal das Dorf anschauen. Als ich es etwa zur Haelfte abgeradelt hatte, sah ich, wie immer mehr Kinder schreiend und rufend hinter mir herrannten. Die Kunde der Ankunft eines Weissen verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Am Ende des Dorfes, als ich anhielt, um zurueckzuradeln, war ich schon von einer riesigen Schar Kinder umgeben, die wild durcheinanderiefen. Radeln war nicht mehr moeglich, ich steckte in einem Pulk von Kindern und konnte das Fahrrad nur noch zurueckschieben. Es waren schon mehr als Hundert und es wurden immer mehr. In so einem kleinen africanischen Dorf leben viele, viele Kinder. Diese huepften und tanzten um mich herum, waehrend sie wie im Fussballstadion Toubabou! Toubabou! Toubabou! skandierten. Eine ausgelassene und froehliche Stimmung, doch der Laerm hatte Erwachsene aufmerksam gemacht und ein Mann kam mir entgegengeradelt, um mich, wie er erklaerte, zu retten, obwohl ich keiner Rettung bedurfte. Er Versuchte die Kinder zu baendigen, doch deren Anzahl und Begeisterung war einfach zu gross. Nachdem ihm dies misslugen war, entschuldigte er deren Verhalten damit, dass sie noch nie einen Weissen gesehen hatten, doch es bedurfte keiner Entschuldigung. Irgendwann landete ich bei Blaise und seiner Familie, wo ich auf dem Hof zeltete und fuerstlich verkoestigt wurde.

Am folgenden Tag hatte ich ideale Radelbedingungen: Schmaler Waldweg ohne Verkehr, viel Gruen um mich herum und immer wieder gewaltige Schatten spendende Urwaldbaeume. Gegen Mittag an einem strammeren Anstieg beobachtete ich einen kleinen Bub, der weiter oben mit einem zu grossen Fahrrad und dem Gepaeck, dass er darauf befestigen wollte, kaempfte. Immer wieder kippte das Fahrradzur Seite und das Gepaeck rutschte vom Gepaecktraeger. Ich dachte, dem werde ich helfen. Und das war keine gute Idee. Vermutlich hatte der Bub mein Kommen gar nicht bemerkt, denn in dem Moment, in dem ich ihn asprach, blickte er auf, bekam ganz grosse Augen und liess vor Schreck sein Fahrrad fallen. Ich konnte ihm nicht helfen, dieses wieder aufzurichten, denn so schnell packte er das Rad und rannte damit in wilder Panik den Berg hinunter. Der weisse Mann war hinter ihm her.

Idyllischer Weg

Kirche in Dabakala

22.03.2013


juwel comoe nationalpark

Der Morgen begann mit einer Ernuechterung. Zwar fand sich ein autorisierter Fuehrer fuer den Park, doch dieser verlangte meine Eintrittskarte zu sehen. Diese war ich gerne bereit zu erwerben, doch nun begannen meine Probleme. In Kakpin existierte keine Parkverwaltung mehr, diese war waehrend des Krieges ebenfalls verfallen, die nun zustaendige Behoerde, die Eintrittskarten verkauft, befindet sich in Nassian, einem Ort 45 Kilometer von Kakpin entfernt. Das konnte nicht der Ernst sein. Ich schlug vor, den Eintrittspreis zu entrichten und auf das Ticket in Papierform zu verzichten. Das Geld konnte irgendjemand ueberbringen. Es wurde den kompletten Morgen mit der Behoerde hin- und hertelefoniert mit dem Ergebnis, dass das Ticket in papierform absolut heilig war. Ohne das ging nichts. Nun war ich so wahnsinnig und bin die 45 Kilometer nach Nassian (zurueck)geradelt. Dieses lag nur elf Kilometer von der Strase entfernt, die ich auf dem Weg nach Kakpin befahren hatte. Die Behoerde selbst liess sich nicht leicht finden, was auch an ihrem sperrigen Namen lag: Cantonnement des Eaux et Forets. Der Erwerb des notwendigen Tickets stand mehrfach kurz vor dem Scheitern, abgesehen davon, dass man mir abriet, den Park zu besuchen, er sei noch nicht wieder fuer den Tourismus geoeffnet. Haette ich das Ticket nicht erhalten, so haette ich hoechstselbst einen Buergerkrieg angezettelt. Und zu Recht. Am naechsten Morgen radelte ich zurueck nach Kakpin, wo meine Dokumente (eine Eintrittskarte und eine Autorisierung zum Besuch des Parkes) penibel geprueft wurden. Erst dann konnte ich mit einem Fuehrer ueber den Besuch des Parkes verhandeln. Mit einem chinesischen Strassenmotorrad der Marke Hadjin fuhren wir in den Busch. Obwohl es sich optisch um eine dicke Maschine handelte, schaffte diese nur mit Muehe 50 km/h - oder waren es Meilen? - im fuenften Gang. Schneller waere auch nicht gesund gewesen. Die Mittagszeit ist generell schlecht geeignet, um Tiere zu beobachten und trotzdem sah ich zwei Bubales (gewaltige Antilope, groesser und kraeftiger als ein maechtiger Hirsch) und drei Nilpferde, waehrend sich ein Pavian aus dem Staub machte. Die urzeitliche Flusslandschaft des Comoe ist einfach genial, es ist an der Zeit, dass die Touristen dieses Juwel wiederentdecken.

Termitenbau

Eintrittskarte und Autorisierung fuer den Comoe-Nationalpark

Flusslandschaft Comoe

21.03.2013


natur pur

Der aeusserste Norden der Cote d'Ivoire wird vom Comoe-Nationalpark vereinamt, der immerhin Welterbestatus besitzt. Doch wie diesen besuchen? Der lonely-planet-Reisefuehrer ignorierte dieses touristische Juwel komplett und im Internet fand ich nur die Information, dass es im Park ein deutsches Forschungszentrum gibt und dass dieser waehrend des Buergerkriegs durch intensive Wilderei schweren Schaden genommen hat. Ein Besuch sei zurzeit nicht sinnvoll und nicht moeglich. Doch ich wollte trotzdem in den Park. Meine Route fuehrte sowieso an der oestlichen und suedlichen Grenze des Parkes entlang, so dass ich mich dort in den Doerfern informieren konnte. Ich fand heraus das ein ruhiges Oertchen mit dem wunderbaren Namen Kakpin, der beste Ausgangspunkt fuer einen Besuch im Park sei, was mir zupass kam, denn meine Karte verzeichnete dort ein Hotel. Doch nichts war, wie es haette sein sollen. Der franzoesische Eigentuemer, des aus mehreren Komplexen bestehenden Hotels war vor ueber zehn Jahren wegen des Buergerkrieges ausser Landes gefluechtet und mittlerzeile im franzoesischen Exil verstorben. Sein einstmals herrliches Anwesenbefand sich im ungehemmten Verfall und der tropische Verfall ist erbarmungslos. Die Gebaeude waren ohne Ausnahme unbewohnbar, doch nach einer besonders langen und beschwerlichen Radetappe hatte ich keine Lust zu zelten. Der Waechter dieser Ruine liess sich breitschlagen, das einzig verbliebene nicht voellig ruinierte Zimmer, fuer mich herzurichten. Ein winziges Kaemmerlein, das alles andere als sauber war und in dem nichts funktionierte, aber es hatte ein Bett mit Matratze und ich bekam ein frisches Laken. Noch am Abend toetet ich an der Zimmertuer einen vermeintlichn Skorpion und in der Nacht flatterte eine Fledermaus durch's Zimmer und urinierte auf mich. Natur pur.

Es war einmal ein feudaler Ferienclub...

Ehemalige Hotelbar Club Kakpin, jetzt gibt es nur noch Wasser und das kommt von oben

20.03.2013


mangobäume

Zur Elfenbeinkueste hatte ich mit Abstand die wenigsten Informationen, bevor ich in das Land einreiste. Nach einem Jahrzehnt Buergerkrieg herrscht nun wieder Frieden, doch in den ehemals von Rebellen besetzten Norden sind noch keine Auslaender zurueckgekehrt. Doch genau dort wollte ich das Land von Ost nach West mit dem Fahrrad queren. In meiner grossen Westafrica-Karte, in der nur die wichtigsten Grenzuebergaenge verzeichnet sind, war jener ganz im Norden der Cote d'Ivoireals solcher ausgewiesen. Ich erwartete eine entsprechende Infrastruktur, doch kam anders. Der Abzweig von der Hauptstrasse in Ghana Richtung Grenze war von Beginn an wenig bevoelkert und wurde immer einsamer. Konnte das ein anerkannter Grenzuebergang sein? Nunja, der Grenzposten bestand aus einem gewaltigen Mangobaum, dort befanden sich zwei Haengematten an den Aesten, zwei Liegestuehle und eine Holzbank auf der ich Platz nahm. Seit mehr als zehn Jahren hatte wohl kein Nicht-Africaner mehr an dieser Stelle die Grenze gequert. Kurz darauf stand ich am schwarzen Volta, der graugruen war und im Norden die Grenze zwischen Ghana und der Cote d'Ivoire bildet. Auf der gegenueberliegenden Seite spielten und einem kleinen Unterstand zwei Uniformierte mit Maschinenpistolen Karten. Der Grenzposten? Einer der Beiden machte mir schnell klar, dass es einer Zuwendung bedurfte. Da ich einen Einreisestempel benoetigte, spendete ich 1000 CFA (ca. 1,50 Euro) an das Hunger leidende ivorische Militaer. Doch Pustekuchen. Der Mann bedankte sich und eroeffnete mir, nun koenne ich weiterfahren. Et le cachet? Den gebe es in einem Ort namens Bouna etwa 40 Kilometer entfernt. Was tun? Ausser den Militaers gab es nichts als Busch auf ivorischer Seite.

Ich radelte weiter, ohne ins Land eingereist zu sein. Der Anblick von Holzstaemmen, die am Eingang des grossen Dorfes Bouna den Weg blockierten, beruhigte mich sehr. Endlich der ersehnte Grenzposten. Auch hier befand sich die Behoerde unter einem grossen Mangobaum. Nach allgemeinem laengeren Palaver mit sehr vielen Beamten brachte ich mein Anliegen, einen Einreisestempel, zur Sprache. Nach gewissem Zoegern und Beratschlagen wurde ich in das neben dem Mangobaum befindliche Gebaeude geschickt. Nachdem mein Pass durch drei Haende gegangen war, befand ich mich beim obersten Chef. Dieser hatte schon einen Stempel in der Hand, doch dann zuckte er. Er koenne das nicht tun, er sei nicht zustaendig. Nur nicht pampig werden. Zumal ich ihm Recht geben musste, denn ich befand mich beim Zoll und dieser ist nicht fuer die Einreise von Personen zustaendig. Ich solle mich an die im Ort befindliche Polizeibehoerde wenden. Dort war man auf das Erscheinen eines Europaeers und auf dessen Anliegen nicht wirklich vorbereitet, doch man versprach, mir zu helfen. Nachdem der Pass durch diverse Haende gegangen war, brachte ihn eine Beamter zurueck und praesentierte mir den Stempel, welchem es an einem Datum mangelte. Extraordinaire. Falls ich in einem halben Jahr immer noch in der Cote d'Ivoire sein sollte, also nicht wundern.

Grenzquerung des schwarzen Voltas in einer Piroge

Hotelzimmer in Bouna, links durch den Kleiderschrank hindurch geht es ins Badezimmer, rechts im grossen Spiegel kann ich mein Fahrrad betrachten. Es steht uebrigens neben dem Bett.

13.03.2013


die 10 touristischen höhepunkte ghanas (inklusive einer reise 2002 dorthin)

  1. Laengste Radfahrt fuer eine Mahlzeit: 32 Kilometer von Wahabu nach Funsi und zurueck. Vermutlich negative Kalorienbilanz
  2. Zu-Fuss-Safari zu den Elefanten des Mole-Nationalparks
  3. Aelteste Moschee Ghanas in Larabanga
  4. Fufu: leckere Knoedel a la Ghana
  5. Bootsfahrt auf dem Volta-Stausee
  6. Zugfahrt im Nacht-Express von Kumasi nach Sekondi
  7. Beerdigung: Riesige Party mit wummernden Baessen
  8. Ich werde fuer Oliver Kahn gehalten und kann das Geruecht trotz heftiger Dementis nicht zerstreuen. Wo ist da die Aehnlichkeit?
  9. Kolonialbauten in Cape Coast
  10. Uebernachtung in der Burg von Senya Beraku

13.03.2013

horror und wahnwitz

Ich war vor der Strecke von Sawla zum Mole-Nationalpark gewarnt worden und doch wurde es weit schlimmer als erwartet. Die alte "Strasse", auf der alle 5-10 Minuten ein Fahrzeug verkehrt, ist eine einspurige Staubpiste mit extrem vielen Wellblech- und Sandabschnitten, was mit dem Auto eine Qual und mit dem Fahrrad nahezu unfahrbar ist, so dass man sich entschieden hat, eine neue Strasse zu bauen. Das hat nun eine chinesische Firma in Angriff genommen. Doch wie. Eine irrsinnige Schneise durchschneidet nun die Landschaft entlang des Mole-Nationalparkes. Der Erdwall fuer die Strasse, unter dem ganze Doerfer verschwunden sein sollen, ist so breit, dass, wenn er spaeter mal asphaltiert ist der Airbus A380 problemlos darauf starten und landen koennte. Was fuer ein Wahnwitz. Ich vermute ein chinesischer Ingenieur hat sich beim Ermitteln der Strassenbreite um eine Zehnerpotenz verrechnet. So wird die Strasse nun 75 Meter Breit statt 7,50 Metern. Schade, dass es noch keiner bemerkt hat. Fahrradfahrtechnisch war dieser Abschnitt, da er mit einer Walze planiert worden war, in Ordnung, auch wenn ich aufgrund der immensen Breite aufpassen musste, nicht die Orientierung zu verlieren. Kurz bevor ich das Ende dieses Abschnittes und den Beginn der alten naturbelassenen Piste erreichte, wurde ich von aeusserst nervenden Bremsen heimgesucht. Diese umschwirrten mich, liessen sich irgendwo auf mir nieder und stachen schmerzhaft zu, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Sie stachen durch die Fahrradhandschuhe, die Socken, die Fahrradhose und das T-Shirt hindurch. Dummerweise hatte ich die lange Hose und das Anti-Brumm irgendwo tief unten in einer Gepaecktasche. Einerseits erforderte die fuerchterliche Staubpiste volle Konzentration und andererseits schlug ich wild um mich, was die Biester nicht stoerte, mich aber fast stuerzen liess. Es konnte nicht schlimmer kommen und es kam schlimer.

Fuer die Rueckfahrt auf der gleichen Strecke hielt ich eine lange Hose, ein langaermeliges Radtrikot und das Anti-Brumm bereit. Kurz nachdem ich das letzte Dorf in der Naehe des Parkes verlassen hatte, kamne die ersten Bremsen, so dass ich mich entsprechend einkleidete. Die meisten Koerperteile waren nun gut geschuetzt, bis auf die Haende und das Gesicht. Beides versuchte ich mit einer reichlichen Dosis Anti-Brumm gegen die Biester zu wappnen, was jene jedoch ignorierten. Obwohl die Handschuhe bald mit Insektenschutzmittel getraenkt waren, stachen die Bremsen dort hindurch und auch ins Gesicht. Konnten sie nicht den Gebrauchshinweis lesen, dass das Zeug gegen Insekten aller Art wirkte? Hatte ich auf der Hinfahrt mit nicht mehr als fuenf Bremsen gleichzeitig gefochten, so attackierten mich nun 40-50 auf einmal. Ich konnte nichts dagegen tun. Stattdessen schwitzte ich bei annaehernd 40 Grad in meinen langaermeligen Klamotten, waehrend ich im Schritttempo ueber die grauenhafte Staubpiste holperte. Was fuer ein Horror. Und doch war dies alles die Reise zum Mole-Nationalpark wert gewesen. Dort machte ich eine zu-Fuss-Safari, auf der ich Elefanten hautnah und ohne Zaun erleben konnte. Einfach mit einem Parkwaechter durch's Gebuesch streifen und sich diesen gewaltigen Viechern naehern. Genial.

Autobahnbau in Ghana oder doch eine Startbahn fuer den A380?

Wasserstelle Mole-Nationalpark

Zahmes Wildschwein im Mole-Nationalpark

Elefanten im Mole-Nationalpark

12.03.2013


alles anders

Hatten sich bei meinen bisherigen Grenzuebertritten immer nur Kleinigkeiten geaendert, auch wenn die Laender selbst sehr unterschiedlich sind, so konnte der Unterschied bei der Einreise nach Ghana von Burkina Faso aus kommend kaum groesser ausfallen. Auf einmal zeigte sich die Landschaft viel gruener, obwohl das geographisch gesehen nicht recht zu erklaeren war. Die Amtssprache ist nun Englisch statt Franzoesisch und das Angebot an fertig produzierten Waren sowie an richtigen Laeden, die diese verkaufen, explodierte geradezu, waehrend auf den Maerkten fast keine Fruechte mehr zu finden sind und auch die Auswahl an Gemuese ist deutlich geringer. Traktoren praegen den laendlichen Raum, waehrend die zuvor typischen strohgedeckten Rundhuetten fast vollstaendig aus dem Landschaftsbild verschwunden sind. Fussballfelder haben auch mal zwei Grashalme und Schwitzen ist wieder eine Option. Muell ist eine Thematik, mit der sich intensiv auseinandergesetzt wird und Frauen haben oft die gleiche Frisur wie Maenner plus ein paar Millimeter Laenge extra. Kinder entlang der Strasse rufen einfach: Nichts. Die kulinarische Abwechselung ist mit einer Ausnahme zu begruessen. Ghana ist gleichauf mit Bayern und Boehmen die Knoedelnation schlechthin. Diese heissen hier Fufu und sind aus Jamswurzeln hergestellt oder Banku und sind aus sauer fermentiertem Maismehl hergestellt. Letzteren (einen Mega-Knoedel) hatte ich mangels Wahl zum Fruehstueck mit einer Sauce aus Chili, Tomate und Oel, was nicht zu meinem Lieblingsfruehstueck werden wird. Dagegen ist Fufu mit der passenden Sauce, die immer feurig scharf gewuerzt ist, eine leckere Alternative zum Reis, den es auch hier ueberall gibt. Hatte es bisher in allen Laendern franzoesisches Baguette in phantastischer Qualitaet gegeben, so ist das Brot in Ghana ein englisches Trauerspiel: Weich, knatschig, charakterlos und leicht suess, aehnlich einem Eierweck.

Fufu-Knoedel mit Sauce

Auch in Ghana ist die Begeisterung ueber meine Ankunft jeweils gross

11.03.2013


vorher

© by Oliver Schäfer