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...und weiter geht die Reise


die 10 touristischen höhepunkte burkina fasos

  1. Les Etalons: Furioser Auftritt der Fussballmannschaft beim Africa-Cup
  2. Felsformationen bei Sindou
  3. Laengste Allee Africas von Sindou nach Niansogoni
  4. Villages troglodytes bei Niansogoni
  5. Brakina, das beste Bier Africas made in Burkina Faso. Exklusiv in der 0.65 Liter-Flasche erhaeltich und der Biergartenpreis von etwa einem Euro ist sozial vertraeglich
  6. Bobo Dioulasso, die erste und einzige Stadt Westafricas, die ein angenehmes Flair hat
  7. Trinkhallen mit Alkohol in Brausepulvertuetchen
  8. Meine Gastfamilie in Ouaga. Herzlichen Dank an Azara und ihre Kinder
  9. Power-Globalisierung a la Ouaga. Bei meiner Gastfamilie lief taeglich eine ins Franzoesische synchronisierte mexikanische Telenovela (La Reina del Sur)
  10. Civette au vin blanc: Panther in Weissweinsauce mit Morcheln und Champignons dazu pommes risolees

11.03.2013


der heisseste tag

Der kurze africanische Winter ist laengst vorueber, es wird nun jeden Tag heisser, obwohl es bereits heisser ist als ein verdammt heisser Sommertag in der Heimat. Obwohl ich mich gut an die Hitze gewoehnt habe, hat mich jener Tag fertig gemacht. Bei perfekter Morgenkuehle - es war gerade so kalt, dass ich mit meinem T-Shirt nicht fror - und extremer Staubbelastung verliess ich Ouaga im Berufsverkehr mitschwimmend. Gegen acht Uhr rollte ich noch vergnuegt dahin, waehrend mich die laue Luft umschmeichelte. Dann wurde es immer heisser. Brutal heiss. Annaehernd 40 Grad. Ich schaute auf meine Uhr. Gerade einmal zehn Uhr frueh. Wie sollte das enden? In Africa wird anders als bei uns die Hoechsttemperatur nicht zur Mittagszeit sondern erst gegen 15 Uhr erreicht. Nicht nur die Sonne strahlte Waerme ab sondern auch der Asphalt und die trockenheisse Savanne. Der Fahrtwind brachte keine Abkuehlung mehr sondern die Haut zusaetzlich zum Gluehen wie bei einem Aufguss in der Sauna, wenn der Bademeister mit dem Handtuch wedelt. Nicht einmal Schwitzen war moeglich, denn bei acht Prozent Luftfeuchtigkeit verdampft jeden Wassertropfen sofort, obwohl ich mich sehr bemueht habe mit dem Schwitzen.

Es wurde immer heisser und ich traeumte von einem Hotel mit Pool, obwohl ich froh sein musste in Sapouy irgendeine Absteige zu finden. Nachdem die Temperatur nochmals um ein paar Grad gestiegen war, entdeckte ich ploetzlich eine Fata Morgana am Ortseingang von Sapouy. Ein Schild Hotel Silycississily: Chambre, Bar, Dancing, Wifi, Piscine. Ein Hotel mit Pool in diesem Kaff. Irre. Ich kniff die Augen zusammen, doch das Schild blieb unveraendert. Ich querte den Ort, ohne das Hotel oder ein weiteres Hinweisschild zu finden, so dass ich einen Jungen am Strassenrand fragte, wo das Hotel sein. Er zeigte zoegernd in Richtung der Strasse, die aus dem Ort, dessen letzte schaebige Haeuser nicht weit waren, fuehrte. C'est loin? 70 km. Quoi? Il est a Leo. Das Schild stand am falschen Ortseingang. Dreimal musste ich nachfragen, bis ich die einzige Absteige des Ortes, die keinen Namen trug, kein Hinweisschild hatte, nicht an einer Strasse lag und noch nicht einmal am Gebaeude selbst befand sich eine Information, dass es sich um eine Unterkunft handelte, ertappt hatte. Angenehme Kuehle empfing mich im Zimmer. Wie relativ diese war, sollte ich bald erkennen. Erschoepft liess ich mich auf's Bett sinken. Doch was war das? Das Bettlaken gluehte, als laege eine dieser elektrischen chinesischen Heizdecken, die jemand auf HI gestellt hatte, darunter. Irgendetwas stimmte nicht. Zehn Minuten spaeter realisierte ich, dass im Zimmer eine absolut unertraegliche Hitze herrschte, so dass ich den Ventilator, von dem ich vermutete, dass er nicht funktionierte, einschaltete. Doch dieser brachte keine Linderung, sondern schaufelte nur die viel zu heisse Luft mit voller Wucht auf meinen entbloessten gluehenden Koerper. Um nicht einen Hitzschlag zu erleiden, schaltete ich den Ventilator wieder aus.

Hommage an die Les Etalons fuer den grossartigen Auftritt beim Africa-Cup

Mittagshitze (schwer zu erkennen auf dem Foto) auf der Nationalstrasse N6. Im Wald entlang der Strasse soll es Banditen geben, ich konnte jedoch keine sichten.

25.02.2013


halbzeit

Da sich kein Unparteiischer in der Naehe befand, entschied ich selbst, dass nun Halbzeit sei. Zeitlich passte das ganz gut und Ouagadougou klingt einfach cool. Ausserdem ist dies der oestlichste Punkt meiner Reise. Von Banjul aus war ich mal Richtung Norden und mal Richtung Sueden jedoch immer gen Osten geradelt. Von nun an fahre ich zurueck Richtung Westen auf einer suedlicheren Route als auf dem Hinweg, wobei ich auf Rueckenwind hoffe. Bis Ouaga habe ich 3200 Kilometer zurueckgelegt, ohne einen PLatten gehabt zu haben oder andere schwerwiegende technische Probleme ausser dem Ausfall des Fahradlichtes, was angesichts der bewaeltigten nicht asphaltierten Teilstrecken (Ueber Geroellfelder und querbeet durch die Dornensavanne) schon ein kleines Wunder ist. Ausser der glimpflich verlaufenden Malaria tropica war ich nicht ernstlich krank abgesehen von zwei kleinen Erkaeltungen (Viele Africaner sind im Winter verschnupft) und zwei schlecht verdaulichen Mahlzeiten. Von Ouaga aus habe ich noch einen Abstecher in die Naehe von Ziniare zum noch nicht vollendeten Operndorf von Christoph Schlingensief und zu den Steinskulpturen von Laongo, was strenggenommen der oestlichste Punkt meiner Reise war, gemacht. Kunstgeschichtlich interessanterwar das zu meinem Hotel in Ziniare gehoerige Restaurant Bar Dancing. Fuer die Bestuhlung des Etablissements waren mindestens zwei Busse ausgeschlachtet worden, so dass man nun pro Tisch in Zweierreihe in vier verschiedenen Richtungen Bus fahren konnte. Lange sinnierte ich ueber den Grund fuer die tiefer gelegte Tanzflaeche, bis ich realisierte, dass aus dem Pool das Wasser verdampft war.

Hier gehts zum Operndorf

Bereits fertig gestellte Haeuser Operndorf

Steinskulptur Laongo

25.02.2013


ouagadagabougoudougou

ouagadagabougoudougou, das ist kein Zitat von Fred Feuerstein, sondern so oder so aehnlich heisst die Hauptstadt Burkina Fasos. Der Einfachheit halber wird sie nur Ouaga genannt. Vor vielen, vielen Jahren, als sich das Land noch Obervolta nannte, hat einmal ein Minister, der seinen Namen nicht in meinem Blog lesen will, sehr viele Vokale gekauft und seitdem tragen die meisten Orte in Burkina Faso wunderschoene Namen. Es sind uebrigens noch Restbestaende vorhanden. Wer Bedarf hat, melde sich bei mir, ich kann dann den Kontakt herstellen. Ouaga liegt zwar etwa 1000 Kilometer vom Meer entfernt, doch ich wagte mich ans Surfen. Via Couchsurfing strandete ich in dem wohlklingenden Stadtteil Bogodogo bei Azara und ihrer Familie. Obwohl in Ouaga viele Auslaender leben (Botschaften, NGOs und andere Organisationen) verirrt sich von denen nie einer nach Bogodogo, was jenseits des Flughafens, welcher sich mitten in der Stadt breit macht, liegt. Meine Familie moechte ich zu der in Africa nahezu nicht vorhandenen Mittelschicht zaehlen. Das Haus mit fuenf Zimmerm und Kueche ist fuer africanische Verhaeltnisse grosszuegig, ich habe ein eigenes Zimmer, in dem sich nichts befindet ausser einer Matratze am Boden. Perfekt. Moskitonetz habe ich selbst und mehr brauche ich nicht. Das uebrige Mobilar des Hauses beschraenkt sich auf einen Fernseher, mehrer PLastikstuehle, eine Holzbank und einen kleinen niederen Wohnzimmertisch. Ein Bad ist nicht vorhanden, dafuer gibt es im Hof einen zentralen Wasserhahn sowie eine Eimerdusche cum Latrine. Azara hat drei eigene Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu vierzehn Jahren dazu lebt noch eine Nichte im Haus, die sie aufgenommen hat, damit sie zur Schule gehen kann, da ihre Familie das Geld nicht aufbringen kann oder will. Fuer einen kleinen Unkostenbeitrag darf ich bei ihrer Familie mitessen. Azara beherrscht die africanische Kochkunst hervorragend. Einmal koche ich fuer die Familie Spaghetti Bolognese, wobei ich den Anfaengerfehler begehe und fuer sechs Esser plane. In Africa wird immer fuer unvorhergesehene Gaeste mitgekocht und jeder ist herzlich eingeladen mitzuessen. Schlussendlich beteiligen sich elf Mitesser an der Mahlzeit, wobei knapp die Haelfte mit den Haenden ist (Der Traum meiner Neffen).

Quartier Bogodogo, meine Strasse in Ouaga. Koennte aber auch in jedem beliebigen anderen etwas groesseren Ort aufgenommen worden sein

Meine Gastfamilie, ich habe Spaghetti Bolognese gekocht

Africanisches Mahl mit riz sauce und jus de Bissap (rechts im Topf)

Mein Gastgeber Jean, bei ihm habe ich auch zwei Tage verbracht

24.02.2013


keine elefanten an der route de cadeau

Um von Bobo Dioulasso nach Ouagadougou zu gelangen, nahm ich die Route de cadeau, doch ich hatte keine Geschenke zu verteilen. Stattdessen verfluchte ich den Harmattan, der mir taeglich ab acht Uhr morgens ins Gesicht blies, manchmal nahezu in Sturmstaerke. Dieser trocken aus der Sahara kommende Wind liess meine Lippen aufplatzen und meine Augen traenen vom vielen Staub, obwohl die Strasse asphaltiert war. Nun folgend zwei Szenen aus dem Alltag des africanischen Strassenverkehrs. Dass sich diese an einem Tag auf der Route de cadeau ereigneten war reiner Zufall. Auf freier gerader Strecke ohne Schlagloecher stellte sich die Situation folgendermassen dar: Zwei Radfahrer fuhren Hundert Meter vor mir, waehrend ein silberfarbener Mittelklassewagen entgegenkam. Sonst herrschte kein Verkehr. Ploetzlich quietschten die Reifen des Wagens der eine Vollbremsung hinlegte. Qualm stieg auf, es roch nach verbranntem Gummi. Das war knapp gewesen. Der Fahrer legte den Rueckwaertsgang ein und stiess zehn Meter zurueck, bis er auf Hoehe der anderen Radfahrer war, die Huehner und eine Ziege auf dem Gepaecktraeger geladen hatten. Der Mann erkundigte sich nach dem Preis fuer ein Huhn, das 100 CFA teurer haette sein koennen, wenn er auch nur einen Meter weiter gefahren waere. Spaeter ueberholte mich ein Kleinlaster, dessen Beifahrer gruesste und mir den erhobenen Daumen zeigte zur Anerkennung meiner radfahrerischen Leistung. Doch was war das? Der Kleinlaster hatte etwa sieben Meter lange Bretter geladen, die aufgrund der Kuerze der Ladeflaeche ziemlich senkrecht in den Himmel ragten. Nicht so ein Brett. Dieses hatte sich geloest und ragte als horizontale Schranke in 2,5 Meter Hoehe ueber die komplette Gegenfahrbahn. Autos passten bequem darunter durch, waehrend zwei Lkw-Fahrer sich gegen das Brett vor'm Kopf entschieden und in letzter Sekunde einen Ausflug in die Savanne waehlten.

Auf halbem Weg legte ich in Boromo eine Pause ein, um den Deux Bales Nationalpark zu besuchen, wo es 300 Elefanten geben soll. Zufaellig traf ich dort auf ein franzoesisch-deutsches Paar, das auch auf Fahrraedern unterwegs war. Zusammen erlebten und erlitten wir africanische Unwaegbarkeiten. Unser so genannter Fuehrer erschien nicht ganz puenktlich am Morgen und war fuer einen Besuch in der Savanne suboptimal gekleidet: Stoffhose, schickes Hemd und Badelatschen. Da er nun schon einmal zu spaet war, trank er erst noch einen Cafe, ehe er im Ort nochmals anhielt, um Zigaretten zu kaufen. Irgendwann, als wir schliesslich in der Savanne waren, verloren sich die wenigen Radspuren im Nichts. Der so genannte Fuehrer fand den Weg nicht mehr und musste beim einzigen in Sichtweite befindlichen Haus nachfragen. Am Nationalpark selbst stellte sich heraus, dass er nicht autorisiert war, dort Wanderungen zu leiten, obwohl wir versucht hatten, genau das vorab zu klaeren. Aergerlicher war die Unpaesslichkeit der africanischen Elefanten. Eineinhalb Tage waren wir auf der Pirsch, ohne einen zu Gesicht zu bekommen. Die 300 Elefanten waren mangelhaft organisiert.

Hauspapageien in der Unterkunft voute nubienne

Hier sollten eigentlich Elefanten zu sehen sein, stattdessen ein Fischer auf dem Mouhoun Fluss

Kein kleiner Baobab

13.02.2013


africanische odyssee

Bobo Dioulasso ist nun endlich die erste erwachsene Stadt: Strassencafes, Bars, Trinkhallen, Live-Music, ein Bahnhof mit Zuegen, Ampeln, ein franzoesisches Kulurzentrum, passable Selektion an Mangos (frisch und getrocknet) und ein grosser Markt. Africanische Maerkte sind ein grossartiges Erlebnis und es gibt nichts, was sich dort nicht findet, auch wenn es das Gesuchte nicht gibt. Der Grand Marche in Bobo Dioulasso, zu Recht so bezeichnet, bildete da keine Ausnahme, obwohl ich etwas sehr Spezielles suchte. Die Nebenwirkungen der Malaria-Prophylaxe mit Doxycyclin beinhalten unter anderem eine Uebersensibilisierung der Haut gegenueber der Sonne, was in Africa durchaus nicht von Vorteil ist. So verbrannte meine Haut an den Fingergelenken geradezu, obwohl ich diese sorgfaeltig mit Sonnencreme LF 30 eingecremt hatte. Das Doxy schien die Sonnencreme zu neutralisieren. Was tun? Fahrradhandschuhe erschienen mir die beste Loesung. Auf dem Grand Marche fand ich bald eine Gasse, in der Fahrradzubehoer aller Art angeboten wurde, nur Handschuhe sah ich dort nicht, so dass ich einen Haendler darauf ansprach. Fahrradhandschuhe hatte er nicht und so brachte er mich zu einem anderen Laden in der Naehe, der auch keine hatte. Der Vekaeufer dort erwaehnte wiederum einen anderen Laden und lieferte eine komplizierte Beschreibung, wie dieser zu finden sei. Wir liefen zum Ausgangspunkt zurueck, wo der Mann mir seinen 16-jaehrigen Sohn als Fuehrer empfahl. Er koenne nicht so lange aus seinem Laden wegbleiben. Er erklaerte ihm noch, wo er mich hinbringen sollte. Nun begann eine africanische Odyssee. Ob wir jenen Laden fanden, den der Haendler meinte, weiss ich nicht, der Junge fragte mehrmals nach und wir wurden hierhin und dorthin geschickt, fanden aber nicht das Gesuchte. Bemerkenswert war, dass jeder Haendler, der keine Fahrradhandschuhe verkaufte, immer eine neue Idee hatte, wo diese zu finden seien. Hatten wir anfangs einen kleinen Bereich des Marktes beackert, so wurden wir bald von einem Ende zum anderen geschickt und wieder zurueck und dann in immer neue Ecken. Mir wurden immer nur dicke Motorradhandschuhe oder schwarze wollene Fussballhandschuhe angeboten.

Nachdem die Sonne zweimal unter- und wieder aufgegangen war, hatte sich ein gewaltiger Tross inklusive Schuhputzern und Eisverkaeufern gebildet, der durch den Markt pilgerte. Einige assistierten bei der Suche andere liefen aus Neugierde mit, waehrend weitere die Gelegenheit zu nutzen versuchten, mir allerhand Unnuetzes zu verkaufen. Unternehmensberater versuchten, die Suche effizienter zu gestalten, doch das reale Marktchaos widersetzte sich ihren Theorien. Ich hatte laengst aufgegeben, doch die Kontrolle ueber das Suchkommando verloren. Meine Aufforderungen, die Suche abzubrechen, wurden ignoriert. Die aufgespuerten Laeden wurden immer abstruser, einer hatte primaer chinesischen Plastikmuell im Angebot. Dort holte der Verkaeufer weisse Arbeitshandschuhe, auf deren Innenflaechen amateurhaft eine gummiartige Farbe (es gab die Auswahl zwischen Grellorange und Brechgruen) gekleckst war, aus einem Karton unter der Ladentheke. Sollte ich lachen? Die sehr duennen Handschuhe seien aus reiner Baumwolle und ich koenne die Finerspitzen abschneiden, pries der Mann sein Produkt. Wie sich herausstellen sollten, waren die Dinger fuer meine Zwecke perfekt geeignet.

Fahrradhandschuhe made in Burkina Faso

Alte Moschee Bobo Dioulasso in Lehmbauweise

Fetischhuegel im alten Stadtviertel Kibidwe

12.02.2013


africa-cup: der traum ist zu ende

Es gibt nicht viele Dinge, die man im Leben erlebt haben muss, doch einmal das Finale des Africa-Cups in einem der teilnehmenden Laender mitzelebriert zu haben, gehoert dazu. Ich hatte das Glueck am Finaltag mit dem Fahrrad nach Ouagadougou zu kommen. Schon am fruehen Nachmittag zogen rot-gruen gekleidete Fans feiernd durch die Stadt. Auf den Strassen jubelten sich Motorradfahrer, Autofahrer und Buspassagiere gegenseitig zu. Ich wurde auf meinem Fahrrad mitbejubelt und liess mich nach 90 Kilometern mit heftigem Gegenwind gerne feiern. Der geplante Zufall wollte es, dass ich mitten in einem africanischen Viertel abseits der vielen Auslaender in Waga landete. Dort nahmen mich ein paar Burkinabe mit zu einem grossen staubigen Platz, an dessen einem Ende eine kleine Grossbildleinwand aufgebaut war. Es war verdammt heiss, die Fans tanzten schon lange vor Spielbeginn auf den Stuehlen und drumherum. Was fuer eine Atmosphaere. Unter mehreren Tausend Fans war ich der einzige Nichtafricaner. Mehr Africa geht nicht. Es herrschte grenzenloser Optimismus, obwohl Burkina der grosse Aussenseiter war. Leider schoss Nigeria gegen Ende der ersten Halbzeit das 1:0, was doch auf's Gemuet schlug, insbesondere da Burkina gut mitspielte, aber sich keine grossen Chancen erarbeiten konnte. So endete der Traum nach neunzig Minuten. Gefeiert wurde trotzdem noch nach Spielschluss, als einige lokale Kuenstler sangen. Der Burkinabe laesst sich nicht so leicht die Laune verderben und sogar heute einen Tag spaeter sieht man noch feiernde Fans.

11.02.2013


ausnahmezustand: burkina faso im finale

Das Wunder ist Wirklichkeit geworden. Burkina Faso steht im Finale des Africa-Cups. Nachdem mit grossem Enthusiasmus dem Halbfinalspiel gegen Ghana entgegengefiebert worden war, begann das Spiel mit einer grossen Ernuechterung. Der Schiedsrichter gab nach einem vermeintlichen Foulspiel einen Elfmeter fuer Ghana. Diese krasse Fehlentscheidung bedeutete das 1:0 fuer Ghana, doch Burkina liess sich dadurch nicht entmutigen und hielt dem grossen Favoriten Ghana entgegen. In der zweiten Halbzeit gelang Bance vom FC Augsburg nach feiner Kombination der Ausgleich zum 1:1. Totale Ekstase! Die Burkinabe sind wild umhergeflippt. 1:1 stand es auch nach 90 Minuten, so dass es Verlaengerung gab. Die zweite fuer BUrkina Faso innerhalb von wenigen Tagen. In der ersten Halbzeit passierte nicht viel, ausser dass einer der Zuschauenden immer wieder darauf hinwies, wie muede die Spieler seien. Dass hoerten diese nicht und drehten in der zweiten Halbzeit der Verlaengerung total auf. Ghana mit einem Tag mehr Pause und ohne Verlaengerung in den Knochen wurde an die Wand gespielt. Nur mit einer spektakulaeren Abwehrreaktion eines Verteidigers konnte Ghana den Siegtreffer durch Bance verhindern. Das Elfmeterschiessen folgte. Gleich der erste Spieler Ghanas verschoss so klaeglich, dass er den Schiedsrichter fragte, ob er nicht noch mal schiessen koenne. Doch das war selbst beim Africa-Cup nicht drin. Nachdem bei beiden Mannschaften noch je ein Spieler verschossen hatte, hielt Burkina Fasos Torhueter den letzten. Grenzloser JUbel, die Burkinabe waren nicht mehr zu halten und tanzten wild umher. Ausnahmezustand in Boromo und im Rest des Landes. Mangels Autos entfiel zwar der Autokorso, doch dafuer tanzten die Menschen auf der Strasse und Motorraeder fegten furios durch die Menge, was nicht ungefaehrlich war. Doch es galt den groessten Erfolg in der Fussballgeschichte Burkina Fasos zu feiern.

08.02.2013


geeleriewe auf dem wuzzepass

Die Strecke von Banfora nach Bobo Dioulasso schien eine ereignislose Radetappe mit leicht huegeligem Terrain zu werden. Ich lobte den anstaendigen Asphalt und verfluchte den heftigen Gegenwind. Da erblickte ich am spaeten Vormittag am Ende eines sanften Anstiegs mitten auf meiner Fahrspur ein Schild "Halte Douane", was mir gleich nicht koscher vorkam, denn was konnte der Zoll so mitten im Nirgendwo wollen. Wie sich herausstellte diente das Schild allein dazu, ahnungslose Reisende anzuhalten. Zwei Minibusse vollbesetzt mit Passagieren waren schon in die Falle geraten und als ich selbst die Passhoehe des Wuzzepasses erreicht hatte, war ich sofort mitten im Geschehe. Kecke Burkinabe-Maedels umringten mich und boten Geeleriewen feil. Kaum zu glauben. Mitten in Africa wurden auf dem Wuzzepass Geeleriewe verkauft. Fuer NichtHessen: Wuzzepass= Schweinepass und Geeleriewe= Karotten. Um alle Feinheiten der Bedeutung dieses Ereignisses begreifen zu koennen, muss man jedoch ein profunder Kenner des Grossraumes Altenhain-Neuenhain sein. Ich erwarb drei der koestlich schmeckenden Karotten, ehe ich mich auf der anderen Seite bergab kaempfte. Der Gegenwind war staerker als das Gefaelle.

Fromager Baeume in der Trockenzeit ziemlich blattlos

04.02.2013


africa-cup aktuell: burkina faso im halbfinale

Das traditionelle Verlierer-Team von Burkina Faso hat beim Africa-Cup das Halbfinale erreicht. Nachdem im ersten Spiel der Vorrunde mit Glueck gegen das starke Nigeria durch ein Tor des kurz zuvor eingewechselten Wunderstuermers Alain Traore in der vierten Minute der Nachspielzeit der Ausgleich zum 1:1 gelang, drehte Burkina im zweiten Spiel gegen Aethiopien, in dem Traore von Anfang an mitwirkte, richtig auf und fertigte den Gegner mit 4:0 ab. Die ersten zwei entscheidenden Tore schoss natuerlich Traore, doch noch bemerkenswerter ist, dass Burkina ab dem 1:0 mit einem Mann weniger spielen musste und drei Tore in Unterzahl schoss. Wann ist das je einem Team gelungen? Beim Stande von 1:0 war der Torhueter Burkinas nach einem Handspiel ausserhalb des Strafraumes, wobei dies eine enge und strittige Entscheidung war, vom Platz gestellt worden. Am gleichen Tag ist der Vater des Torhueters bei einem Verkehrsunfall in Burkina Faso ums Leben gekommen. Solch eine Tragik ist nur in Africa moeglich. Im letzten Gruppenspiel, in dem sich Traore nach wenigen Minuten verletzte, gelang nach zaehem Kampf gegen Titelverteidiger Sambia ein 0:0, was zum Gruppensieg reichte.

Von den acht Teams im Viertelfinale stammen sieben aus Westafrika, allein Gastgeber Suedafrika ist eine Ausnahme und scheitert aber dort im Elfmeterschiessen an Mali. Burkina Faso spielt gegen Togo mit Starstuermer Adebayor, waehrend Traore weiterhin verletzt fehlt. Da in Burkina Faso weniger als ein Prozent der Haushalte einen Fernseher besitzen, ist public viewing schon immer eine wichtige Institution gewesen. Ich sehe mir das Spiel auf dem grossen Platz vor dem Bahnhof in Bobo Dioulasso auf einer kleinen Grossbildleinwand an. Die Erwartungshaltung ist riesig, jeder Ball, der irgendwie Richtung Strafraum von Togo fliegt, wird frenetisch bejubelt. Das ausgeglichene Spiel ist ein heisser Kampf und geht mangels Toren in die Verlaengerung. Auch dort bleibt die erste Halbzeit torlos. In der zweiten Halbzeit erhaelt Burkina Faso einen Eckball und noch im Moment, in dem der Spieler anlaeuft, erfolgt riesiger Jubel und die Menschen liegen sich in den Armen. Alles africanische Intuition. Wenige Sekunden spaeter fliegt der Ball Richtung Tor und Jonathan Pitroipa, auch aus der Bundeslige bekannt aber nicht als Kopfballspezialist, koepft zum entscheidenden 1:0 ins Tor. Der krasse Aussenseiter Burkina Faso steht damit im Halbfinale des Africa-Cups, wo der naechste Gegnger Ghana heisst.

04.02.2013


am ende der welt

Noch ist nicht einmal die Haelfte meiner Reise vorueber, obwohl es sich anfuehlt, als sei ich schon ueber ein Jahr auf dem Fahrrad in Africa unterwegs, und schon gelangte ich ans Ende der Welt. Zum Glueck hatte ich die Haelfte meines Gepaeckes in Banfora gelassen, denn die Staubpiste nach Sindou war die schlechteste Piste mit Ausnahme jener nicht fahrbaren Bergstrecke in Guinea. Wellblech und Sandbunker wechselten sich ab, waehrend zu viele Autos und Lkws mich immer wieder in Staubwolken huellten. Die Mehrheit der Motorradfahrer trug eine Mund- und Naseschutzmaske wie im OP. Die geniale Landschaft in Sindou entschaedigte fuer alle Strapazen. Von dem schon sehr entlegenen Ort radelte ich noch eine Tagesetappe weiter bis in den winzigen Weiler Niansogoni. Die Staubpiste dorthin war nur marginal weniger schlecht, doch diese Etappe bereitete mir grosses Vergnuegen. Fast die gesamte Strecke war eine Allee mit riesigen schattenspendenden Baeumen und mir begegneten nicht mehr als zwei Minibusse auf der Fahrt. Dass in Niansogoni im aeussersten Suedwesten von Burkina Faso an der Grenze zu Mali und der Cote d'Ivor die Zeit vor fast Einhundert Jahren stehen geblieben ist, erschien mir nur logisch. Mit meinem modernen Fahrrad wirkte ich an diesem archaischen Ort mit Lehmhuetten, konischen Getreidespeichern und verlassenen Hoehlendoerfern deplatziert.

Felsenformationen Sindou I

Felsenformationen Sindou II

Niansogoni im Jahr 1931 oder stilvoll Reisen 2013

village troglodyte, verlassenes Hoehlendorf

03.02.2013


bienvenu monsieur olivier

Bei Burkina Faso waere zuerst einmal zu klaeren, wie die Einwohner dieses wunderbaren Landes eigentlich heissen: Burkinaer, Burkinasen, Burkinabe, Chorknabe, Fasoer, Fasosen oder doch Fasolesen? Wer weiss es? Ich wurde dort jedenfalls gebuehrend empfangen. Eines Mittags sass ich im ersten groesseren Ort, den ich durchquerte und der der Definition einer Stadt nahekommt, vor einer jener Buden, die harten Stoff verkaufen. Hierzu muss man wissen, dass, nachdem ich Guinea Verlassen hatte, der Alkohol zusehendst in die Oeffentlichkeit draengte. beschraenkte sich zuvor das Angebot auf Bier, das exklusiv in den selten vorhandenen Restaurants etwas verschaemt angeboten wurde, so hatte das Bier in Mali sein coming out. Ueberall erhaeltlich wurde es auf grossen Plakaten beworben. In Burkina Faso nun existiert eine echte Trinkhallenkultur. Kleine blecherne Buden an jeder Ecke verkaufen Hochprozentiges in diversen Variationen. Die Flaschen praesentieren sich stolz in extra dafuer gebastelten Regalen, waehrend kleine Plastiktuetchen, die in groesseren lagern, die africanische Version des Flachmanns sind. Waehrend ich also so frueh am Tage nichts trank, erschien ein junger Mann, der sich eine fiese Mischung aus 50 cl Minzlikoer und 25 cl Gin so zum Mitagessen reindroehnte. Er erzaehlte mir, dass er Techniker beim lokalen Radiosender sei und wies den hinter der Theke stehenden Jungen an, jenen Sender einzustellen. Kurz nachdem er auf seinem Handy telefoniert hatte, wurde die Musik unterbrochen und der flotte Moderator verkuendete "...bienvenu a monsieur Olivier d'Allemagne a Burkina Faso..."

Ergebnis der Baumwollernte

Abidjan-Ouagadougou-Express

Unterkunft in Banfora

02.02.2013


die 10 touristischen höhepunkte malis

  1. Felsformationen Mandingues-Berge bei Siby
  2. Hauptstadt Bamako hat schon fast Weltstadt-Flair mit vielen Asiaten
  3. Meine Gastfamilie in Tiefala. Herzlichen Dank an Ali und den Tankshop-Inhaber
  4. Krankenhaus in Sikasso und mein Pfleger Koke. Vielen Dank fuer die professionelle Hilfe!

Leider muss die Liste an dieser Stelle ausserplanmaessig enden. Alle anderen touristischen Hoehepunkte liegen weiter im Norden und somit im Bereich der von den Islamisten besetzten Gebiete oder zu nahe daran. Hoffen wir, dass die Malier von diesem Uebel befreit werden und bald wieder das gesamte wunderbare Land bereisbar ist. Inschallah.

01.02.2013


africanisches fieber

Just am Abend, bevor ich nach Burkina Faso weiterreisen wollte, bekam ich Fieber. Das war war am Morgen zwar wieder verschwunden, doch so richtig fit fuehlte ich mich nicht. Im Laufe des Tages bekam ich Durchfall, so dass ich mir etwas eingefangen haben musste, jedoch nicht Malaria, denn ich machte ja brav Prophylaxe. In der folgenden Nacht kehrte das Fieber zurueck, verschwand aber erneut bis zum Morgen. Also lief ich zu Fuss zum oertlichen Krankenhaus, das Ende 2011 fertig gestellt worden war und einen hervorragenden Eindruck machte. Alles war uebersichtlich gestaltet und gut organisiert, die Mitarbeiter hervorragend qualifiziert. An einem Schalter bezahlte ich, wie jeder Malier auch, 1000 CFA (ca. 1,50 Euro) fuer eine Konsultation. Die Dame am Empfang erklaerte mir, die Liste fuer den Tag mit 60 Personen (So viele Kranke erhalten maximal taeglich eine KOnsultation) sei schon voll, und das obwohl es noch Vormittag war. So viele Leute sassen dann auch in diversen Wartezimmern und im Flur. Als Nicht-Africaner bekam ich jedoch ein Privileg, sie schickte mich in die Notaufnahme, dort wuerde man einen Arzt fuer mich finden. Irgendein Chef, der offiziell nicht anwesen war, nahm sich meiner sofort an und untersuchte mich routiniert und professionell, einzig mein schlechtes Franzoesisch fuehrte zu einigen Nachfragen. Dann wurde ich ins Labor zur Blutprobe geschickt, die genauso professionell durchgefuehrt wurde. Diagnose: Paludisme gravr. Malaria tropica. In Deutschland bedeutet diese Diagnose fuer heimkehrende Tropenreisende mindestens eine Woche Aufenthalt auf der Intensivstation, wobei nicht wenige in ein kuenstliches KOma versetzt werden. Nicht so in Africa. Normalerweise haette ich einen Tag im Krankenhaus bleiben muessen, doch ich bekam das Angebot, die Behandlung im Hotell durchfuehren zu lassen, sofern sich jemand bereit faende, das zu uebernehmen, wobei der mit im Zimmer befindliche junge Mann, ein Techniker (Heisst nur so, ist aber vom Fach und irgendwo zwischen Arzt und Krankenpfleger anzusiedeln), spontan zusagte. Er brachte mich auf seinem Mototrrad zurueck ins Hotel (Interessante Randnotiz: die amerikanische Botschaft untersagt es ihren Staatsbuergern, bei Maliern auf dem Motorrad mitzufahren), wo er mir am linken Unterarm eine Braunuele legte und mich an die Infusion (Tonic Water), die er an die Aufhaengung des Moskitonetzes haengte, anschloss. So troepfelte das Chinin in mich hinein. Da dies drei Stunden dauern sollte und er erst in acht Stunden zum Anschliessen der naechsten Flasche zurueckkommen wuerde, erklaerte er mir, wie ich mich nach dem Durchlaufen der Infusion ausstoepseln und die Braunuele mit einer Verschlusskappe verschliessen musste. Dabei sollte ich die Vene zudruecken, damit das Blut nicht hinausfloesse. Als ich spaeter diese Prozedur durchfuehren wollte, begann ich verzweifelt meine dritte Hand zu suchen. Entweder ich stoepselte aus oder ich konnte die Venen zudruecken. Das Gleiche galt fuer das Aufdrehen der Verschlusskappe und das Zudruecken der Vene. Ich zog also den Stecker hianus und unmittelbar flossen gorsse Mengen Blutes aus meinem Unterarm. Ich konnte gar nicht schnell genug die Verschlusskappe aufdrehen. Eine ziemliche Sauerei. Naja, zum Glueck war der Hotelboden gefliest... Nach 24 Stunden war ich fast vollstaendig kuriert und musste nur noch ein paar Tabletten schlucken. Vielen Dank an das Krankenhaus in Sikasso und meinen Pfleger Koke.

Infusion am Moskitonetz mit Gin Tonic ohne Gin

Braunuele: Hier troepfelt das Chinin in mich hinein

29.01.2013


fussball und klösse

Aufgrund der aktuellen Lage (Der offizielle Krieg, also das Eingreifen der Franzosen, hatte zu jenem Zeitpunkt noch nicht begonnen) konnte mein Weg von Bamako aus nur nach Sueden und dann nach Osten Richtung burkina Faso fuehren. Am dritten Tag strandete ich in einem winzigen Dorf namens Tiefala, das aus inbekanntem Grund in meiner grossen Westafricakarte verzeichnet war. Auch die Einwohner wussten keinen Rat, wie ihr Dorf auf die Karte gelangt konnte. Ein Mann, der an der Strasse Benzin verkaufte aber kein Franzoesisch sprach, bot mir an in seinem kleinen Laden zu uebernachten, wobei tischfussballspielende die Uebersetzung haendelten. Ali, ein Verwandter meines Gastgebers und Sprachstudent in Bamako, uebernahm meine weitere Betreuung. Ich erfuhr sogleich, dass das Dorf bei 500 Einwohnern vier Fussballmannschaften. Respekt. Dann wurde ich durch das Dorf gefuehrt und zahllosen Verwandten vorgestellt, wobei die Anzahl der Grossmuetter ueberraschte, es moegen fuenf oder sechs gewesen sein. Doch hier sei an das beliebte Thema Zweitfrau erinnert. Zum Abendessen war ich bei der Grossfamilie eingeladen. Zwei Neuigkeiten lernte ich dabei kennen. So speisten Maenner und Frauen komplett getrennt je aus einer grossen Blechschuessel und es liess sich nicht vermeiden, dass auch ich dieses Mal mit den Haenden (praeziser mit der rechten Hand) essen musste. Das Menu bestand aus fladenartigen Hirsekloessen, deren Konsistenz Mamas zu weich geratenen Kartoffelkloessen entsprach, was mit den Haenden essend eine Herausforderung darsellte, und einer fischspinatartigen Sosse, in der die Kloesse getunkt wurden. Dazu bekam jeder einen winzigen Happen Ziege in Sosse und ein paar LOeffel saeuerlichen Reisbrei mit Zucker, wobei alle den gleichen grossen Suppenschoepfer nutzten. Mahlzeit.

Dorfjugend beim Tischfussball in Tienfala, hinten links mein Zimmer

The a l'africain: traditionelle Zubereitung

Dieser Skorpion befand sich bei totaler Dunkelheit nur noch 30 Zentimeter von meinem grossen Zeh, als Ali ihn anleuchtete

23.01.2013


kulturschock

Mali bedeutet fuer mich von Guinea aus kommend einen Kulturschock: Strom 24/7, fliessendes Wasser, mehr als eine anstaendig asphaltierte Strasse, keine Schlagloecher, erwachsene Busse, kein Backsteingeld mehr (Der Schein mit dem kleinsten Wert in Mali besitzt einen hoeheren Wert als der Schein mit dem hoechsten Wert in Guinea), funktionierende Geldautomaten, oeffentliche Papierkoerbe und es fliegt nicht ueberall Muell herum (hier wiedersprechen die Spanier in meiner Unterkunft heftig, alles sei zugemuellt in Bamako), im Restaurant gibt es mehr als ein Gericht zur Auswahl, Suessstoff, Bierreklame, Maedels sind wie Maedels angezogen und schlussendlich sogar Verbotsschilder (interdit d'uriner! Also immer schoen einhalten).

In Bamako landete ich in einer spanischen Herberge, "El Huerto de la Cura", wo acht spanische Paare gerade acht malische Kinder adoptiert hatten. Es war grossartig mitanzusehen, wie gluecklich Eltern und Kinder gleichermassen waren. In meinem Kopf bildete sich jedoch ein babylonischer Sprachknoten, irgendwie kann ich Spanisch und Franzoesisch nicht trennen. Aufgrund der angespannten politischen Lage und des Krieges im Norden wurde auch in Bamako zur Vorsicht geraten, doch ich habe trotzdem fuer Euch das eingeschlafene Nachtleben getestet. Gegen 21:30 traf ich vor dem Nachtclub ein, ab 22:00 eine Band namens Faiteh Arry oder so aehnlich spielen sollte. Es war anstaendig dunkel in dem Schuppen, gerade einmal drei daemmrige Lichter konnten nicht viel erhellen. Ausser mir waren nur eine handvoll Africaner und verdammt viele Moskitos, die versuchten mich aufzufressen, in dem nicht kleinen Laden. Ich konnte gar nicht so schnell Bier trinken, wie die Moskitos mir den Alkohol aus dem Blut saugten. Der Beginn zog sich hin. Die Musiker tranken erst einmal einige Biere, ehe sie gegen Mitternacht zu spielen begannen. Die Musiker sassen dabei in totaler Schwaerze auf der Buehne, das einzige Licht war die ab und zu aufleuchtende Zigarettenglut des Schlagzeugers. Die Band hatte eine klassische Besetzung mit Guitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang, doch der africansche Musikstil laesst sich kaum beschreiben. Vollkommen anders als alles, was ich bisher gehoert hatte. Irgendwie eine Mischung aus TexMex, Reggae und chinesischer Volksmusik Die zierliche Saengerin mit einer hohen aber sehr kraeftigen Stimme, welche die unausgereifte Akkustik der Anlage vor Probleme stellte, stand nicht auf der Buehne sondern schwebte elfengleich ueber die Tanzflaeche, wo das dunkle Licht ihr weiss gemustertes africanisches Kostuem sowie einen extravaganten Hut, der in Ascott einen Publikumspreis gewonnen haette, erhellte. Chapeau.

Fiesta maliana espanola a Bamako

Niger und Blick auf die Innenstadt von Bamako

20.01.2013


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© by Oliver Schäfer