graf zahl
westafrica
cuba
jenseits der
großen pfütze
no f

tagaytay oberursel in 30 stunden

Da Lin keine grosszügige Spende an den philippinischen Staat gemacht hatte, endete ihr Visum nach 59 Tagen und unsere Wege trennten sich auf Mindoro. Sie reiste zurück nach Manila auf Luzon, um nach Hause zu fliegen, während ich noch zwei Tage auf Mindoro verweilte. Theoretisch hätte ich am Tag des Abfluges, da dieser am späten Nachmittag war, direkt von Mindoro aus zum Flughafen von Manila düsen können, doch praktisch barg diese Option zu viele Unwägbarkeiten: Eine wetterabhängige Bootsfahrt, den zähen luzonischen Verkehr und die Mega-Staus in Metro Manila. Und das war ein Glücksfall. Ich suchte einen Ort auf Luzon irgendwo zwischen dem Flughafen und dem Fährhafen, den ich per Boot von Mindoro aus erreichen sollte, für eine letzte Nacht auf den Philippinen. So stieß ich auf den Taal Vulkan, der sich im Taal See befindet und selbst auch einen kleinen Kratersee beherbergt. Doch übernachtete ich weder auf der Vulkaninsel noch am Ufer des Sees sondern in Tagaytay, einem Bergort, von dem man auf Vulkan und See schauen kann. Ganz grosses Kino.

Am Morgen frühstückte ich bei milden Temperaturen auf einer Terrasse mit Blick auf Vulkan und See. Grandios. Gegen 10 Uhr nahm ich einen der fast minütlich nach Manila fahrenden Busse. Fahrtzeit zwischen 3 und 10 Stunden je nach Staus. Samstags erwartete ich tendenziell weniger Verkehr und der Flughafen liegt aus Tagaytay kommend vor Manila, ich musste also nicht durch die Stadt. Nachdem der Bus ungehindert über den Highway gerauscht war, wurde ich kurz vor dem Ziel nochmals Teil des Manila-Mega-Stau Projektes. Für die letzten 800 Meter brauchte der Bus eine halbe Stunde. Wie mir eine Philippinin auf dem Weg nach Tagaytay geraten hatte, ließ ich mich in der Nähe des Flughafens direkt auf dem Highway aussetzen. Links rottete eine Shopping-Mall, die einer Geisterbahn in einem Vergnügungspark glich, vor sich hin und rechts gammelten trostlos zusammengewürfelte graue Hütten, einem Slum nicht unähnlich. Nicht gerade die beste Gegend. So stand ich in der tropischen Hitze auf der staubigen Standspur der Autobahn, während sich die wenigen offiziellen Taxis trotz meines Mitfahrwunsches ohne Fahrgäste aus dem Staub machten. Verdächtig. Blieb nur eines der inoffiziellen Taxis, vor denen wir immer gewarnt worden waren. In weniger als zehn Minuten brachte mich der freundliche Fahrer, der mich ununterbrochen volllaberte, an den Flughafen, wo er mir seine Handynummer aufdrängte für das nächste Mal, dass ich in Manila landen würde. Gerne werde ich auf die Philippinen zurückkehren, aber ob es unbedingt Manila sein muss…

Zuerst flog ich nach Taipeh, wo ich etwa vier Stunden Aufenthalt hatte und mich nochmals mit Lin traf, die ja schon wieder zuhause war. Der Flug von Taipeh nach Frankfurt dauerte epische 14 Stunden, woran sich noch Fahrten mit S- und U-Bahn anschlossen, bis ich einen Tag später gegen 9 Uhr morgens wieder in Oberursel strandete.

Nicht Manila sondern Tagaytay


Nicht Tal, See und Vulkan sondern Taal See und Vulkan

16.05.2016


raue see teil 2

Am frühen Morgen liefen wir bei Sonnenschein und nahezu Windstille aus dem Hafen von Coron aus. Das Wasser war ruhig und glatt und es lockte ein herrlicher Tag auf hoher See. Ein Deutscher sprach mich an und äusserte die Hoffnung, dass diese Überfahrt entspannter werden würde als jene von El Nido nach Coron. Ich antwortete, dass die bevorstehende Strecke über das offene ungeschützte Meer gehe und dass es dort immer raue See haben könne. Eigentlich nichts als eine Floskel von mir…

Während die große Mehrheit der Passagiere unter Deck blieb, stiegen wir auf das Dach, wo man einen perfekten Blick auf das Meer hatte und wo sich die Kajüte des Kapitäns befand. Anfangs fuhren wir in einer schmalen Meeresstrasse zwischen zwei Inseln und just in dem Moment als wir diese verließen, kamen uns zwei gewaltige Wellen wie ein Tsunami entgegen. Der Kapitän nahm sofort Fahrt raus und dann stieg der Bug gen Himmel. Immer höher und höher, bis wir den Wellenkamm erreicht hatten und schlagartig in die Tiefe stürzten. Kaum in der Tiefe angekommen, knallte der Bug in die folgende Wellenwand und stieg sodann wieder unaufhaltsam gen Himmel. Was für gewaltige Brecher wie aus dem Nichts. Hatte ich anfangs vermutet, dass dies ein lokal begrenztes Phänomen aufgrund des Übergangs von der Meeresenge zum offenen Ozean sei, so rollten fortan immer neue Wellen auf uns zu, die größer und größer wurden. Es passierte nun häufiger, dass der Kapitän Fahrt rausnehmen musste und in den Leerlauf schaltete, um ein paar besonders hohe Exemplare abzureiten. Hatte bisher nur ein laues Lüftchen geweht, so nahm der Wind auf einmal schlagartig zu, fegte wild über das Meer und peitschte die Wellen zu immer größeren Höhen auf. Ein Grossteil der Passagiere unter Deck wurde seekrank, wir hatten Glück, dass es uns nicht erwischte.

Plötzlich gab es einige gewaltige Schläge, ein lautes Krachen und dann aufgeregte Rufe. Der Kapitän schaltete sofort in den Leerlauf und so wurde das Boot steuerlos zum Spielball der Wellen. Was war los? Irgendetwas am Boot war kaputt gegangen, aber der Kapitän beschwichtigte, es könne auf hoher See und bei diesem Wellengang repariert werden. So harrten wir der Dinge, während der Wind über das Boot fegte und sich um uns furchterregende Wellenberge auftürmten. Wir waren den Elementen hilflos ausgesetzt. Nach gefühlter Ewigkeit und einer halben Stunde setzte der Kapitän die Fahrt fort. Irgendwann erreichten wir trotz anderer Prognosen unbeschadet das Festland der Insel Mindoro. Dort erfuhren wir später, dass diese Schiffsroute aufgrund der rauen See in den folgenden Tagen komplett eingestellt worden war. Und selbst ein großes Tankschiff musste vor der Urgewalt des Meeres kapitulieren und war in einen Hafen geschleppt worden.

Bangka im Hafen von Coron, das Meer ganz zahm...


Gekabbel in Calapan


White Beach auf Mindoro

28.03.2016


raue see teil 1

Filipinos sind großartige Seefahrer; die meisten modernen Container- und Kreuzfahrtschiffe haben fast ausschliesslich philippinische Seemänner, denn es gibt keine besseren auf der Welt. Dass Filipinos solch herausragende Seefahrer sind, war für uns eine zweischneidige Sache. Einerseits steuern sie die Bangkas mit großem Geschick über die Meere, aber andererseits wagen sie sich mit nussschalengleichen Booten in die stürmischste See, so dass uns Landratten Angst und Bange wird.

Auf Palawan hatten wir von verschiedenen Touristen gehört, dass die Überfahrt nach Coron und von dort weiter nach Mindoro selbst bei ruhigem Wetter eine äusserst wilde Angelegenheit ist. Nicht seefesten Touristen wurde dringend davon abgeraten zumal die Fahrten jeweils etwa 5-7 Stunden dauern und bei rauer See auch länger. Die Überfahrt von El Nido nach Coron auf der Insel Busuanga wurde bei starkem Wind zu einer ersten Herausforderung. Die Bangka kämpfte sich durch die unruhige See, wobei immer wieder gewaltige Gischtduschen über das mehr oder weniger offene Boot hinwegfegten. Eine nasse Angelegenheit. Ausserdem schunkelte es recht ordentlich, so dass man sich beim Bewegen auf dem Schiff gut festhalten musste, um nicht in hohem Bogen hinuntergeschleudert zu werden. Einige Touristen nahmen dies zum Anlass, um seekrank zu werden. Da die Fahrt entlang mehrerer Inselgruppen führte, waren wir nicht dem offenen Meer ausgesetzt, so dass brenzlige Situationen ausblieben.

Es existieren zwei Corons, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Der Ort Coron auf der Insel Busuanga, eine ausgesprochen hässliche Agglomeration hässlicher Häuser in einer kargen hässlichen Landschaft und die unbewohnte Insel Coron mit einer wilden schrofen Felsküste von faszinierender Schönheit.

Überfahrt mit Bangka von El Nido nach Coron


Insel Coron aus der Ferne...


...und aus der Nähe

28.03.2016


illegale mangos und anderes verdächtiges

Palawan, die abgelegenste und am dünnsten besiedelte große Insel der Philippinen, ist in den letzten zehn Jahren nahezu unbemerkt von europäischen Touristen wie ein Komet am asiatischen Tourismushimmel emporgestiegen. Bali, Phuket, Okinawa, Hawaii oder die Halong-Bucht sind von gestern, der hippe Asiate fliegt nach Palawan, und so hatten wir uns diesen Höhepunkt für den Schluss unserer Reise aufgehoben. Ich muss zugestehen, ich hatte vor meiner Reise auch noch nie diesen exotischen Namen vernommen. Die zuvor erwähnten Umstände brachten es mit sich, dass wir nicht alleine unterwegs waren. Für philippinische Verhältnisse fluteten unerhörte Touristenmassen die Hauptattraktionen dieser Insel, was dazu führte, dass wir die Strecke von Sabang nach El Nido nicht in einem lokalen Chicken-Bus sondern in einem Touristen-Van zurücklegten. Normalerweise ein ödes Unterfangen, doch diese Fahrt brachte diverse Aufreger.

Nach zwei Stunden wurden wir plötzlich von einer martialischen Straßensperre, in der Art wie man sie manchmal in Kriegsreportagen im Fernsehen sehen kann, gestoppt. Ein Hinterhalt einer Rebellengruppe? Oder versteckten sich Terroristen im verdächtig dichten Dschungel? Alles ganz harmlos. Die philippinische Polizei war auf der Suche nach illegalen Mangos. Kein Scherz. Doch die durchgeführte Kontrolle war mehr als lax. Nach dem Öffnen der Schiebetür des Vans fragte ein Beamter: Do you have mangos in your bags? No. No. Mangos?? No. No. Has anybody mangos? No. No. No. Ok, you can go on. Und so schloss er die Tür. Ich hatte zwar getrocknete Mangos in meinem Rucksack, doch vorsichtshalber hatte ich auch mit „No“ geantwortet. Schliesslich wollte ich meine Mangos noch essen und nicht irgendeinem übereifrigen philippinischen Polizisten überlassen. Kurz darauf verspürte ich in der tropischen Hitze etwas erfrischend Kühles auf meinem nackten Fuß. Doch irgendwie stimmte da was nicht, so dass ich meinen Fuss schüttelte und auf einmal hüpfte eine Kröte durch den Bus. Nachdem sie weitere Passagiere angesprungen hatte, wurde sie in der nächsten Pause in die Freiheit entlassen.

Irgendwann später verkündete eine mechanische Stimme: Tadanan Anan Tatsch. Tadanan Anan Tatsch. Und immer so fort. War das Philippinisch? Keiner der Passagiere konnte sich einen Reim darauf machen. Ich vermutete mal, der Toyota Van hatte ein Problem und das war eine Warnmeldung. Vielleicht: Bitte anschnallen! Oder: Achtung Bremsen defekt! Nichts worüber man sich auf den Philippinen Sorgen machen musste. Tadanan Anan Tatsch. Ein älterer und vor mir sitzender Deutscher war jedoch beunruhigt und mutmasste, dass die Stimme aus einer neben ihm befindlichen Tasche komme. Da es sich dabei jedoch um ein herrenloses Gepäckstück handelte, wusste er nicht so recht, an wen er sich wenden sollte. Tadanan Anan Tatsch. Eine Bombe? Who cares. Die meisten dösten in der tropischen Schwüle. Nachdem die Stimme exakt 7107-mal Tadanan Anan Tatsch verkündet hatte, meldete sie Tabudu Dudu Tatsch. Und fortan genauso stoisch Tabudu Dudu Tatsch. Immer wieder. Ich schätzte diese Weiterentwicklung und diesen Bewusstseinswandel der zuvor so einfallslosen Stimme, doch der ältere Deutsche wurde nun erst recht nervös. Das komme definitiv aus der Tasche. Der Sache müsse auf den Grund gegangen werden. Die restlichen Passagiere waren eher amüsiert oder desinteressiert und außerdem handelte es sich um ein herrenloses Gepäckstück, so dass auch diese Diskussion im Sande verlief. Tabudu Dudu Tatsch.

Bei der nächsten Pause entlud der Deutsche demonstrativ die Tasche und forderte den Fahrer auf, die Sache zu klären. Dieser wollte nicht selbst Hand anlegen, gestattete aber die Tasche zu öffnen. Der ältere Deutsche zögerte, das verdächtige herrenlose Gepäckstück zu öffnen. Doch es fand sich niemand, der neugierig oder mutig genug war, der Sache auf den Grund zu gehen. So musste er selbst ran und förderte einen Tischventilator zutage, der unverdrossen fortfuhr: Tabudu Dudu Tatsch.

Einfahrt zum Sabang (Puerto Princesa), dem längsten unterirdisch verlaufenden Fluss der Welt


Traumhaftes Palawan


Bucht von El Nido mit Cadlao Insel im Hintergrund

09.02.2016


grosses haitheater in monad shoal

Malapascua (auf deutsch: schlechte Ostern, nomen est omen...) hat herrliche weisse Sandstrände, kühne Kokospalmen, farbenprächtige Korallenriffe, türkisblaues Meer und eine entspannte Atmosphäre. Doch das alles bieten Tausende andere Inseln in den Philippinen auch, so dass es nicht der einzige Grund sein kann, der Touristen in Scharen dorthin lockt. Die Beliebtheit der Insel bescherte uns eine mulmige Überfahrt mit einer hoffnungslos überladenen Bangka. An Bord befanden sich nur ein Viertel der vorgeschriebenen Schwimmwesten aber dafür drei Mal so viel Passagiere wie offiziell zugelassen. Was lockt so viele Touristen an? Was lässt sie, ohne mit der Wimper zu zucken, solch ein Risiko auf sich nehmen? Das grosse Haitheater von Monad Shoal! Dafür muss man sehr früh aufstehen. Noch vor fünf Uhr am Morgen bei völliger Dunkelheit und phantastischem Sternenhimmel verliessen wir auf einer diesmal nicht überladenen Bangka den Strand von Malapascua und fuhren hinaus auf das südchinesische Meer.

Nach einer halben Stunde begann es langsam zu dümmern, die Umrisse der Vulkane und Berge der Insel Leyte tauchten aus der Dunkelheit auf und nach einer weiteren halben Stunde hatten wir unser Ziel Monad Shoal mitten im Meer und mit dem blossen Auge nicht zu erkennen erreicht. Dort ankerten wir mit vielen anderen Booten umgeben von endlosem Wasser, während die nächsten Inseln meilenweit entfernt waren. Wir schlüpften in unsere Taucheranzüge und schnallten uns BCD und Sauerstoffflaschen um, während unser Dive Master letzte Anweisungen erteilte. Dort unten ist ein Geländer, ihr seid auf der einen Seite und auf der anderen Seite sind die Haie. Euch ist es nicht gestattet jenseits des Geländers zu schwimmen, die Haie wiederum werden nicht auf eure Seite kommen. Hmm, Hmm, hatte er das genauso vortrefflich den Haien erklärt? Und hatten diese das auch richtig verstanden? Mit diesen Gedanken sprang ich noch vor Sonnenaufgang in das erfrischende Nass.

An der Ankerleine tauchten wir 12 Meter auf ein Plateau hinab, um sodann 50 Metern zu einer senkrecht abfallenden Kante des Plateaus zu schwimmen. Dort ging es an einer Wand weitere 18 Meter in die Tiefe, bis wir einen kleinen Sandstrand (30 Meter unterhalb der Wasseroberfläche) mit einem niedrigen Geländer erreichten. Das grosse Haitheater von Monad Shoal. Es waren schon viele Zuschauer anwesend und es folgten immer mehr. Ausverkauftes Haus! Wieder einmal. Wir knieten uns neben die anderen Taucher und ich starrte in die trübe dunkle Brühe, die Sicht betrug nicht mehr als fünf Meter. Die Darsteller befanden sich noch hinter den Kulissen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie an jenem Tage nicht auftauchen würden. Man zahlt pro Person zwischen 25 und 30 Euro Eintritt, doch es besteht keine Grantie für eine Aufführung. Gerade als ich dabei war einzunicken, hörte ich ein dumpfes Uuh, Uuh, Uuhh. Das Signnal des Dive Masters für Hai im Anflug. Und schon schwamm ein Drescherhai majestätisch in allernächster Nähe vorüber. Und es folgten noch zwei weitere in dieser morgendlichen Vorführung.

Strandfisch auf Malapascua


Taucher in Monad Shoal photo by Lin


Drescherhai in Monad Shoal photo by Lin

05.02.2016


streichelhaie und andere touristenattraktionen

Einerseits sind die Walhaie von Oslob ein ökologisch fragwürdiges Projekt und anderseits ist es faszinierend mit diesen gewaltigen Fischen, den grössten auf der Erde vorkommenden Fischen überhaupt, auf Streicheldistanz zu schwimmen. Seitdem in Oslob vor langer Zeit einmal Walhaie gesichtete wurden, werden diese gefüttert und touristisch ausgebeutet. Wie ein Wasserbüffel an einem Ring durch die Nase über das Reisfeld gezogen wird, werden die Haie durch das Wasser gezogen. Statt des Nasenrings erhalten Sie kleine Fische als Apetithäppchen.

Kurz darauf landeten wir in einem touristisch fragwürdigen Ort, Alona Beach auf Panglao, eine Thai-Backpacker Paradies allererster Güte. Existierte dieser Ort in Thailand, würden sich ihn die Backpacker dort als einen der letzten Geheimtipps zuraunen. In den total entspannten Philippinen wirkt Alona Beach - wie eine kalte Zigarettenkippe, ein abgestandes Bier oder ein benutztes Kondom - jedoch fehl am Platz. Erst nach Einbruch der Dunkelheit eingetroffen reisten wir direkt nach dem Fühstück wieder ab.


Walhai photo by Lin


Walhai und Schwimmer photo by Lin

31.01.2016


visum kuddelmuddel teil 2

Nun ihr habt ich wohl im Gegensatz zu mir schon gedacht, dass es mit dem Abholen nicht so einfach würde... Statt dass verlängerte Visum zu erhalten, musste ich weitere Formulare ausfüllen, wurde erneut befragt und wieder zum Kopieren geschickt. Damit nicht genug, der Chef der Behörde forderte die Fingerabdrücke aller zehn Finger. Dazu holte er mich an seinen Schreibtisch, wo eine Art Scanner ein teuflisch grünes Licht ausstrahlte. Darauf platzierte er die vier Finger (ohne Daumen) meiner rechten Hand. Kurz darauf leuchteten am Bildschirm seines Computers an einer symbolisierten Hand an eben jenen vier Fingern grüne Haken auf. Die Abdrücke waren erfolgreich genommen worden. Die vier Finger der linken Hand folgten auf ähnliche Weise. Zum Schluss presste der Mann meine beiden Daumen auf den Scanner und walgte diese wie bei einer Thai-Massage. Doch die zwei grünen Haken poppten nicht auf, stattdessen erschien eine hässliche Gelbverfärbung um meine Daumen herum. Das sah nicht gesund aus... Der Beamte meinte, die Abdrücke seien nicht erfolgreich registriert worden. Die Prozedur müsse wiederholt werden und zwar für alle Finger.

Daraufhin polierte er mit einem Tuch die von mir sorgfältig vollgeschwitzte Scheibe des Scanners. Das schon bekannte Spielchen wiederholte sich mit dem exakt gleichen Ergebnis, die Daumen liessen sich nicht registrieren. Es erfolgte eine erneute Politur des Apparates. Beim dritten Versuch scheiterte es schon bei den vier Fingern meiner linken Hand. Die von mir hinterlassenen Schweisspfützen wurden mit jedem Mal grösser. Der Beamte forderte mich auf, weniger zu schwitzen. Ein kluger Ratschlag bei 35 Grad und 95% Luftfeuchtigkeit in diesem Kabuff. An einer Klimaalage mangelte es, stattdessen durchpflügte ein Ventilator in Zeitlupe wie eine Teigmaschine die zähe Luft. Ich wurde zum Hände waschen in einen benachbarten Comfort Room geschickt. Doch auch das änderte nichts am Ergebnis, es folgten drei weitere Fehlversuche bei denen ich jedes Mal erfolgreich die Scheibe einschweisste. Was tun?

Bisher hatte ich immer beim Auflegen der Hände gesessen, also schlug ich vor, es mal im Stehen zu versuchen. Zack! Am Computer erschienen zwei grüne Haken an meinen Daumen. Alle Finger waren registriert...


another way to exercise the heart of the beloved and innocent foreign tourist in the Philippines

22.01.2016


visum kuddelmuddel teil 1

Beim Buchen meines Flugtickets hatte ich mich nur grob über die Einreisebestimmungen und Visatypen informiert. Ohne Visum kann man für 30 Tage in den Philippinen reisen und ausserdem offerierte die Botschaft 3, 6 und 12 Monate gültige Visa. Das sollte für einen Aufenthalt von exakt zwei Monaten genügen. Dachte ich. Doch ich hatte das KLEINGEDRUCKTE nicht gelesen. Beim Beantragen meines 3 Monate Visums las ich folgende Spitzfindigkeiten auf der homepage der philippinischen Botschaft in Berlin. Ein 3 Monate Visum berechtigt zu einem maximalen Aufenthalt von 59 Tagen. Nicht mal zwei Monate... Auch für das 6 und sogar das 12 Monate Visum galt diesselbe Beschränkung. Danach ist eine Ausreise (nicht so einfach bei einem Land ohne Landgrenzen...) oder eine Verlängerung erforderlich. Lin wurde von der philippinischen Botschaft in Taipeh mitgeteilt. Change your flight! Don't stay longer than 59 days! Dumm nur, dass mein Flug nicht umbuchbar war...

So stand ich eines Morgens im bureau of immigration in Dumaguete einer meisterhaft kafkaesken Behörde. Die dunkle Holzvertäfelung an den Wänden und der Decke dünstete den Schweiss der Bittsteller der letzten 60 Jahre aus. Die Behörde operierte mittels eines komplizierten und für Aussenstehende undurchschaubaren Systems aus Nummer ziehen, Warten, Aufgerufen werden ohne Nummer, sich Vordrängeln und Aufrufen von Nummern von Leuten, die meist nicht mehr anwesend waren oder einfach nicht reagierten. Man füllte Formulare aus, wartete, wurde zum Kopieren geschickt, bezahlte, füllte neue Formulare aus, wurde befragt, ging wieder kopieren, platzierte seine Papiere auf Papierstapeln jenseits des Tresens und wartete. Es war klug, zwischendurch nachzufragen, ob man eine neue Nummer ziehen solle oder ob man einfach so wieder dran komme... Am späten Vormittag wurde mir beschieden, ich könne mein Visum um 15 Uhr abholen.


Explosives in Dumaguete


Fast Craft

13.01.2016


teufelsritt

Der so genannte Hafen auf Guimaras entpuppte sich als Sandbank mit einigen Bretterverschlägen, etwas Gestrüpp, und wenigen Schatten spendenden Bäumen. Obwohl wir diesen schon um 8 Uhr morgens mit einem Jeepney erreichten, waren für die zwei Bangkas (Auslegerboote), die gegen 10 Uhr abfahren sollten, schon alle Plätze belegt und wir mussten uns in die Passagierliste für die Bangka um 15 Uhr eintragen. Sieben Stunden auf einer Sandbak bei brütender Hitze. Glücklicherweise reise ich mit Lin und diese bequatschte den Kapitän von Bangka #2 um 10 Uhr so lange, bis er uns ohne Ticket mitnahm. Bei jener Bangka drängte sich ein Vergleich auf, der mir aus aktuellen Gründen an dieser Stelle unpassend erscheint, deshalb nun eine kleine Beschreibung jener Bangka. Diese besteht primär aus einenm grossen Holzrumpf, in dem einige Bretter quer gelegt sind, auf dem die unglücklichen Passagiere sitzen. Mittig längs des Rumpfes befindet sich auf mehreren Pfosten ein langes Bambusrohr, über das eine grosse Zeltplane gelegt wird. So ist die Bangka keinesfalls hermetisch versiegelt, wie ich später festsellen durfte, aber der Blick auf das Meer ist einem verwehrt.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass dies eine der gefährlichsten Bangka-Strecken der Philippinen ist. Es baut sich oft eine gewaltige Dünung auf, die immer quer zur Fahrtstrecke des Schiffes verläuft, und im Oktober erst war eine Bangka bei der Überfahrt gekentert. Schon kurz nach dem Ablegen begann der Teufelsritt. Besondes schlimm für mich war, dass ich keinen Blick auf das Geschehen hatte, sondern nur spürte, wie die Bangka angehoben wurde, immer höher und höher stieg, plötzlich auf eine Seite abkippte, ins Bodelose fiel, abrupt auf die andere Seite kippte und wieder angehoben wurde. Dazu klatschten immer wieder gewaltige Brecher an die Bordwand, die direkt hinter mir nachlässig vernagelt war, so dass durch eine klaffende Fuge von Zeit zu Zeit ein grosser Schwall Wasser ins Boot eindrang und die hinter mir sitzenden Passagiere badete. Auch die neben mir sitzende Dame kam in den Genuss einer erfrischenden Dusche, als eine Welle über das Zeltdach schlug und ein Teil des Wassers durch das grosszügige Loch um den Pfosten den Weg ins Innere fand. Einige Male wurde es selbst dem Kapitän zu heikel, so dass er ruckartig eine 90 Grad Volte schlug und die Bangka wie auf einer Achterbahn die Welle hinabsurfen liess und dann wieder hinauf. Auch diese wirklich ausserordentlich attraktive Kotzgelegenhiet wurde von den stoischen Filipinos mal wieder nicht wahrgenommen.


Bangka #1 von Guimaras nach Negros. Zeltplane vor Abfahrt noch gelüftet. Man beachte die beiden "Geländerpfosten" an der Gangway


Apo Island, ideal zum Abtauchen


Meeresschildkröte - photo by Lin

08.01.2016


traumziel

Die Nacht in jenem Etablissement in Mandaon wurde noch unerträglicher als erwartet, denn im gegenüberliegenden Haus fand eine nervtötende Videoke-Veranstaltung (Karaoke auf philippinisch) in ohrenbetäubender Lautstärke statt. Entsprechend gerädert gingen wir an Bord der Bangka (philippinsches Auslegerboot). So eine Bangka gleicht einem gigantischen Wasserinsekt und entsprechend leichtfüssig gleitet sie durch das Wasser. Es empfiehlt sich jedoch weder starken Wind noch starken Seegang zu haben, denn an der üblichen Sicherheitsausrüstung mangelt es. Weder eine Reling noch irgendein Geländer, doppelter Boden, Rettunungsringe oder Schwimmwesten befinden sich an Bord und noch nicht einmal wird eisgekühltes Dosenbier verkauft, um all das entspannt ignorieren zu können. Sind auf den Philippinen Sitzplätze gerne mal vierfach besetzt, so waren in unserem Fall nur ein Viertel der Plätze besetzt. Eine auch bei Filipinos nicht sehr populäre Route, Touristen waren wir sowieso die einzigen...

Nach fünfeinhalb Stunden gemächlicher Fahrt bei mässigem Seegang landeten wir in Roxas auf der Insel Panay. Und nach zwei Busfahrten, einer Nacht und einer weiteren Bootsfahrt erreichten wir Boracay, das Traumziel in Asien schlechthin. In den Rubriken Inseln und Strände hat in Asien der legendäre White Beach auf Boracay Bali längst den Rang abgelaufen, während er in Europa immer noch ein Geheimtipp zu sein scheint. Das Schöne am White Beach ist, dass er weder ein Pauschaltouristen-Mekka, noch ein Thai-Backpacker-Paradies, noch ein Ballermann-Eldorado ist, sondern es tumelt sich dort ein bunt gemischtes Publikum.


Bangka von Mandaon nach Roxas


White Beach auf Boracay

04.01.2016


morgengrauen und anderes grauen

Ursprünglich hatten wir ma geglaubt, dass wir bei frühem Start in Donsol auf Luzon in einem nach Tag Boracay, einer kleinen Insel nördlich der grösseren Insel Panay gelangen könnten. Eine kleine Fehleinschätzung. Letztlich benötigten wir vier Tage für diese epische Strecke, wobei wir in drei Nächten die komplette Bandbreite der lokalen Hotelerie erlebten und erlitten.

Mit einem vermeintlichen Schnellboot (fast craft) verliessen wir Luzon und gelangten auf die Insel Masbate ins raue wilde Hinterland der Philipinen weit abseits aller Touristenrouten. Schon kurz nach dem Anlegen wurde es wild: einige Männer stürmten an Bord, wovon ein untersetzter Lin aufgeregt anschrie "Fried Chicken!" Na, was hat er denn? "Fried Chicken!" Sein Leibgericht? "Fried Chicken!" Ich fragte ihn: "Fried Chicken? What do you want?" Darauf nuschelte er mir leise etwas zu, was irgendwie wie Tricycle klang. Ein Tricycle-Fahrer der seine Dienste anbot? Dann schrie er wieder Lin an: "Fried Chicken!" Nichts wie weg.

Nach einer Nacht in Masbate City brachte uns im Morgengrauen ein Van ins zwei Stunden entfernte Mandaon auf der anderen Seite der Insel, wovon wir eine Fähre zur Insel Panay nehmen wollte. Bei sintflutartigem Regen (Ausläufer eines weiteren Taifuns?) erreichten wir Mandaon, ein gottverlassenes, düsteres, dreckiges Nest. Statt einer gescheiten Fähre und eines anständigen Hafens erwartete uns ein Pier, der als solcher kaum zu erkennen war. Eine Anhäfung aus Sand, Schlamm, Geröll, rostigem Eisen, Müll und Wellblechverschlägen und darauf thronte ein vorsintflutlicher Baukran. Konnte dort ein Schiff ablegen? Schon. Leider nicht mehr an jenem Tag sondern erst am folgenden. Unsere Fragen nach einer Unterkunft am Ort blieben seltsam unbeantwortet. Und das hatte seine Gründe. Schliesslich brachte uns ein Filipino zum einzigen Hotel in Mandaon, das ich nicht als üble Absteige bezeichnen möchte, denn das wäre eine unverhältnismässige Lobpreisung des Etablissements. Doch wir hatten Glück, es war ein Zimmer frei. Diese war wie auch das restliche Hotel zuletzt vor exakt 7107 Tagen gereinigt worden.


Room #401, Hotel in Masbate City, Masbate. Keine Absteige sondern ein anständiges Haus


Room #2, Hotel in Mandaon, Masbate


Hotel in Mandaon, sieht gar nicht so schlimm aus von aussen...

03.01.2016


feliz navidad - merry christmas

Auch auf den Philippinen weihnachtet es sehr, obwohl es sich bei den tropischen Temperaturen nicht so anfühlt. Da die grosse Mehrheit der Bevölkerung katholisch ist, lässt sich Weihnachten nur schwer vermeiden. Die Strassen und Häuser sind festlich illuminiert und allerorten sieht man prächtige Weihnachtsbaumkreationen. Insgesamt existieren unglaubliche 7107 unterschiedliche Varianten des philippinischen Weihnachtsbaumes. Folgend eine exklusive Auswahl für euch und auch anderes Weihnachtsgedöns.


25.12.2015


auge in auge

Zwei winzige Punkte im unendlichen Universum bewegten sich, ohne dass sie voneinander wussten, unaufhaltsam aufeinander zu. Nach drei Tagen Trekking in den Bergen der Cordillera mit phantastischer Landschaft und kunstvollen Reisterrassen wollten wir direkt in den Süden Luzonswieter, ohne mehr Zeit als nötig im Moloch Manila zu verlieren. So nahmen wir erst einen Nachtbus nach Manila und dort am Morgen direkt den nächsten Bus tief in den Süden Luzons, wo wir gegen 21 Uhr ziemlich m¨de und geschafft in Legazpi eintrafen. Der eine Punkt, also wir, hatte seinen Bestimmungsort erreicht, vom anderen Punkt erfuhren wir am nächsten Morgen.

Der Eigentümer des Guesthouses eröffnete uns, dass in wenigen Stunden Taifun Nona (internationaler Name: Melor) über uns hinwegfegen wird. Hoppla. Die Banken und meisten Geschäfte waren schon verrammelt, die letzten Supermärkte und Restaurants schlossen dann gegen 14 Uhr, starker Regen setzte ein und gegen 16 Uhr fiel der Strom endgültig aus. Nun hiess es abwarten und Tee trinken... Das Haus war solide gebaut, doch der Gemeinschaftsraum und die Teeküche waren auf zwei Seiten teilweise offen. Dort peitschte der Wind immer wieder hinein, während wir bei Kerzenlicht auf dem Sofa sassen und sich an der Innentreppe ein Wasserfall bildete, der die Küche querte, um sodann unter einer Art Garagentor ins Freie zu entweichen.

Gegen 21 Uhr erreichte der Taifun seinen Höhepunkt und am nächsten Morgen war alles vorüber. In Legazpi (ca. 200.000 Einwohner) hielten sich die Schäden abgesehen von einigen umgestärzten Bäumen in Grenzen, während das Umland deutlich stärker verwüstet wurde. Sehr viele umgestürzte Bäume und nicht wenige der filigranen Holz- und Bambushütten waren in Schieflage geraten und vereinzelt sogar komplett eingestürzt. In Legazpi kehrte der Strom am frühen Nachmittag zurück, während auf dem Lande auch heute eine Woche später in vielen Gegenden noch alles dunkel ist. Ein Filipino in Donsol erklärte mir, dass sie wohl Weihnachten und Sylvester ohne Strom verbringen müssten.

PS: Ich habe nun endlich auch die Rubrik "graf zahl" aktualisiert, also schaut mal rein!


Reisterrassen in Batad


Reisfelder in Ducligan


Taifunschäden auf der Strasse von Legazpi nach Donsol

23.12.2015


kurven ohne fahrplan

In Vigan wollten wir uns am Busterminal bezäglich unserer Weiterreise in die Berge der Kordillera informieren. Lin: "When do the buses to Baguio leave tomorrow?" Mädel am Schalter: "There is no schedule." What? Kein Fahrplan... Mädel am Schalter: "Call tomorrow morning at 6 o'clock." Mehr Info gab's nicht... Wo war Dr. Lito?

Der Bus fuhr dann am nächsten Morgen mit uns aber ohne Fahrplan nach Baguio, einer Studentstadt mit steil aufragenden Bergen, tiefen Schluchten und waghalsigen Gebäuden über immensen Abgründen. Vom Feeling her ein bisschen wie Klein-Manila plus eine Extradosis Abgase und wuselnde Filipinos.

Entspannt lag ich am Nachmittag auf dem Hotelbett als draussen dunkle Wolken aufzogen. Auf einmal plätscherte es los. "It is raining." bemerkte ich lapidar. Lin schaute kritisch durch's Fenster "It is not raining." "Sure it is raining." erwiderte ich "Listen!" Es plätscherte gewaltig. Sie warf einen prüfenden Blick auf die Strasse. "Everything dry out there!" Nun stand ich auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Der Regenschauer war lokal sehr begrenzt und wurde durch eine Sprinkleranlage verursacht. Drei Fenster entfernt stieg Rauch auf. Feuer? Nicht zu klären... Nachdem wir übereinstimmten, dass das Fenster, aus dem der Rauch aufstieg, nicht mehr zu unserem Gebäude gehörte, hakten wir den Vorfall ab.

Am folgenden Morgen nahmen wir den Chicken-Bus nach Sagada, einem entspannten Bergdorf. Die Strecke dorthin erwies sich als überaus kurvig. Wir überquerten dabei den höchsten Pass des philippinischen Strassensystems und insgesamt durchfuhren wir von Baguio nach Sagada exakt 7107 Kurven. Dabei zeigte sich, dass sich die Philippinen signifikant vom Rest Südostasiens unterscheiden, denn niemand nutzte diese einmalige Gelegenheit, um in den Bus zu kotzen.


Baguio, diese Foto wird gesponsort von Smart prepaid, Dizon store,...


Hängende Särge von Sagada


Jeepney mit Anschubhilfe

20.12.2015


manila mega stau

Dr. Lito, ein anderer Bekannter von Lin in Manila, organisierte unsere Weiterreise, wobei er nur durch Lins grosses strategisches Geschick davon abgehalten werden konnte, die nächsten zwei Monate für uns zu planen. Aufgrund des Verkehrs entschieden wir einen Nachtbus nach Vigan, einem im Norden gelegenen Kolonialstädtchen, zu nehmen. Die grösste Hürde dorthin war der Weg von Rowenas Haus in der Nähe des Flughafens zum Busterminal im Stadtzentrum. Gemäss google maps beträgt die Entfernung für die Strecke dorthin 10 Kilometer, doch alle Filipinos nannten uns eine Fahrtzeit von zwei Stunden und das mit dem Taxi. Lin protestierte: "I can walk there in two hours!"

Da die lokale grab(a)taxi App nicht funktionierte, mussten wir mit Mühe ein Taxi aus dem abendlichen Berufsverkehr fischen. Schnell waren wir unverzichtbarer Bestandteil des Manila-Meg-Stau Projektes und standen still, während die Motorräder im Labyrinth durch die Fahrzeugkolonne wuselten. Sympathisch am Verkehr auf den Philippinen ist, dass hier nicht die sonst übliche Regel "der Stärkere hat Vorfahrt" gilt, sondern stattdessen "der Mutigere hat Vorfahrt". So parkten wir eingekeilt zwischen anderen Autos auf den Bahngleisen, als plötzlich ein Alarm ertönte: Zug im Anmarsch! Nervös schauten wir uns um, doch der Fahrer scherte nach links aus und fuhr entschlossen von den Gleisen und auf die Gegenfahrbahn. Einmal auf den Geschmack gekommen und des Stillstandes überdrüssig jagte er nun vermehrt mit Vollgas über die Gegenfahrbahn. So schafften wir es doch noch in zwei Stunden zum Busterminal. Von dort ging es mit einem jener berühmt berüchtigten Sleeper-Busse (gibt es sonst nur in China: Stockbetten in Dreierreihen) gen Norden bis nach Vigan.

Auf den Phlippinen vermischen sich unterschiedlichste kulturelle Einflüsse zu einer völlig neuen Kultur. Nach einigen Jahrhunderten als spanische Kolonie wurde das Land zur ersten und einzigen US-amerikanischen Kolonie, wobei zu allen Zeiten chinesische Händler einen starken Einfluss im Land ausübten. Vigan beherbergt das grüsste Erbe spanischer Kolonialarchitektur in Asien, doch den besonderen Charakter erhält es erst durch eine Mischung aus tropischen Verfall, asiatischer Leichtigkeit und philippinischem Gewusel.


Sleeper Bus chinesischer Bauart, für Filipinos Deluxe Bus


Altstadt von Vigan, alt hat Vorfahrt vor neu


Grandpa`s Inn, klassische Herberge in Vigan

08.12.2015


halleluja

Mein Empfang am Flughafen geriet durchaus standesgemäss. In den verwinkelten Gängen des Flughafenterminals, erbaut im sowjetischen Bunkerhausstil der Sechziger, vernahm ich Geräusche, die klangen, als gäbe der Thomaner Chor ein Konzert. Ziemlich abwegig. Ich konnte mir diese Sinnestäuschung nur mit meiner übermüdung und dem langen Flug erklären. Doch der Gesang wurde immer lauter ubd frohlockender. Auf einmal erblickte ich einen feierlichen Chor, der im Nirgendwo dieses sterilen Flughafenganges deplatziert erschien. Niemand hörte richtig zu, sondern alle huschten schnell vorüber. Merkwürdig. Just in dem Augenblick, in dem ich feierich vorbeidefilierte intonierten sie sie lauthals Halleluja. Ich habe das mal persönlich genommen. Halleluja!

Sechs Jahren hatten Lin und ich uns nicht gesehen und so gab es auf der Taxfahrt vom Flughafen zu unserer Privatunterkunft bei Rowena, einer mit Lin befreundeten Zahnärztin, viel zu erzählen. Nach einer halben Stunde vermeintlicher Fahrt schaute ich aus dem Fenster und irgendwie sah das da draussen bei zähem Verkehr immer noch nach Flughafen aus. Ein Teil des gigantischen Manila-Mega-Stau Projektes? Der Fahrer verneinte: just regular traffic.

Bei Rowena kamen wir durchaus komfortabel unter. In dem grosszügigen Haus mit Pool leben ausserdem noch ihre Eltern, ihre studierende Tochter, ein Dienstmädchen und der Chauffeur. In der näheren Umgebung befinden sich zahllose Shopping-Malls und ein Golfplatz. Sind das die Philippinen? Wir bekamen den Chauffeur zu unserer Verfügung, doch das entsprach nicht unserer Reisephilosophie. Zum Entsetzen der Familie bevorzugten wir das lokale Transportmittel den Jeepney, eine Mischung aus Stretch-Limo, TukTuk und Omnibus. Auch damit steht man komfortabel im Stau wie all die unvermeidlichen SUVs, Blechkisten und Luxuskarossen samt Chauffeur.


Pink Panther Jeepney weder in Singapur noch in Hongkong sondern in Manila


Fahrt im Jeepney

05.12.2015


lins blog und die magische zahl 7107

Nun ist auch Lins Blog online. Einfach mal links auf das Englische Bier (sieht aus wie eine Spezi) klicken und schon seid ihr da. Sie wird dort auf Englisch ihre eigene unzensierte und unverblümte Version der Ereignisse niederschreiben. Also schaut mal rein! über das Deutsche Bier (sieht aus wie ein deutsches Bier) gelangt ihr zurück zu meiner Sichtweise.

Die Philippinen sind ein Inselreich und somit reich an Inseln. Offiziell existieren exakt 7107 Inseln (bei Flut). Und egal welches Buch man liest oder wo man im Internet herumstöbert, immer werden die gleichen 7107 Inseln genannt. Vermutlich werden wir es in zwei Monaten nicht ganz schaffen, all diese Inseln zu bereisen. Doch das interessiert nur peripher, erstaunlicher ist es, dass jemand mal all diese Insel gezält haben muss und noch viel erstaunlicher, dass nie jemand nachgezählt. Nie. Denn jener oder jene wäre ohne Zweifel zu einem anderen Ergebnis gelangt. Es kann mir keiner verzählen, dass man sich bei 7107 Inseln nicht ein einziges Mal verzählt...

noch 1 tag bis abflug


again... on the road again

Ich werde mal wieder eine kleine Reise unternehmen. So fing auch mein Cuba-Blog an... Und diesmal geht's auf die Philippinen. Begleitet werde ich ausnahmsweise nicht von meinem Fahrrad sondern von der fabelhaften Lin, einer Freundin aus Taiwan, die mindestens genauso viel durch die Welt gereist ist wie ich. Ich bin sehr gespannt, wie es wird, denn ich war noch nie auf den Philippinen. Ihr dürft also andere, neue und spannende Abenteuer erwarten.

Auch der diesjärige VHS-Kurs zu HTML und modernem Webdesign hat mal wieder ohne mich stattgefunden, so dass ich mich für die unverändert amateurhafte Qualität dieses Reiseblogs verbürge. Inhalt statt Verpackung und Etikette. Viel Spass mit meinem kleinen, handgestrickten und liebevoll gestalteten Reiseblog.

noch 8 tage bis abflug


© by Oliver Schäfer