graf zahl
westafrica
jenseits der
großen pfütze

la famosa michelada

Nachdem mich auf der Reise durch die mexicanische Küche gefuttert und getrunken hatte, ohne mich in irgendeiner Weise zu schonen, warteten am Ende noch zwei absolte Extreme, im Positiven und im Negativen, auf mich. In einem mexicanischen Spezialitäten-Restaurant, das vorwiegend von älteren Franzosen frequentiert wurde, was ein noch besseres Gütesiegel ist als ein Michelin-Stern, hatte ich das vorzügliche Essen gerade beendet, da brachte mir die Kellnerin, ohne dass ich ihn bestellt hatte, einen Tamarinden-Margarita mit Chili-Salz-Rand. Es handelte sich um einen Gruß des Barkeepers und dieser hatte es in sich. Eine perfekte Symbiose aus Süße, Säure, Alkohol, Salz und Schärfe. Grandios. Mehr geht nicht.

Das berühmteste mexicanische Getränk ist nicht der Tequila, nicht der Mezcal und auch nicht das Corona. Zweifellos alles mexicanische Klassiker, doch nichts im Vergleich zur berühmt berüchtigten Michelada. Obwohl sich hier kulinarische Abgründe auftun, erfreut sich das Getränk bei Mexcianern großer Beliebtheit. Ich hatte wohlweislich bisher einen großen Bogen um dieses Gebräu gemacht, obwohl ich nicht einmal genau wusste, was darin so alles verwurschtelt wird. Nun sah ich am Nachbartisch zwei Damen dieses Getränk bestellen und wurde neugierig. Ich erfuhr, dass die Michelada aus Salz, Limettensaft, Chili und salsa inglesa (Englische Sauce) besteht. Dies alles wird mit einem Bier vermengt. Da ich mir unter englischer Sauce nichts vorstellen konnte, fragte ich nach. Die Damen konnten auch nicht recht definieren, woraus diese Sauce besteht, aber sie wussten wozu man die englische Sauce sonst noch verwendet: Zu Pizza. Und zu gegrilltem Fleisch. Bier mit Grillsauce. Eine kühne Kombination. An dieser Stelle hätte ich mal nachdenken sollen, doch ich bestellte eine Michelada. Das Glas zum Bier war zu einem Viertel mit einer dunkelbraunen Sauce, also eben jener salsa inglesa, befüllt. Ich goss den Rest mit Bier auf und rührte, wie mir die Ladies empfohlen hatten, alles mit einem Strohhalm um. Das Ergebnis glich rein optisch einem Dreckigen (Für NichtHessen: Diesel oder auch ColaBier) und flockte auch leicht aus, wie ein abgestandenes Dreckiges. Ich nahm einen tiefen Zug mit dem Strohhalm. Widerlich. Ekelerregend. Brechreizbeflügelnd.

Ein säuerlicher Zwiebel-Tomaten-Knoblauch-Geschmack mit leichten Vanillenoten im Abgang. Das Bier ließ sich nicht mehr rausschmecken. Wer also partout kein Bier mag, dem sei dieser Drink empfohlen. Da ich mir einbildete, man könne Mexico nur richtig erleben und verstehen, wenn man mal eine komplette Michelada getrunken hat, leerte ich das Gesöff bis auf den letzten Tropfen.



Kirche und Palmen in Ticul




Michelada




Die Sonne geht unter in Mexico...

26.02.2017


el fuego habanero

Dieser Beitrag enthält ausnahmsweise auch einen nützlichen Haushaltstipp doch zuerst zur mexicanischen Frage ¿rajas o chipotle? Jene hatte ich seit dem Verlassen der Hauptstadt nicht mehr gestellt bekommen, obwohl man diese Chili-Varianten überall in Mexico antrifft. Rajas sind für mexicanische Verhältnisse sehr milde grüne und sauer eingelegte Chilischoten, während am oberen Ende der mexicanischen Schärfe-Skala die habaneros thronen. Bisher hatte ich diese Variante immer nur in winzigen Fläschchen zum nachträglichen Würzen kennengerlernt, wobei die Anwendung ausschließlich in homöopathischen Dosen erfolgt.

In Campeche saß in nun in einer Art mexicanischen Kaschemme, mit Schwingtüren wie in einem Western-Saloon, und wartete auf meinen georderten Fisch, als ich unbestellt als Vorspeise einen Fisch-Taco erhielt, auf dem eine kleine, grüne, unschuldig aussehende Paprika thronte. Das kam mir sofort verdächtig vor, so dass ich nur ein winziges Stückchen zu meinem Taco probierte. Zuerst spürte ich nichts, dann fing es ein bisschen an zu brennen und und mit einiger Verzögerung loderte auf einmal ein Höllenfeuer in meinem Mund. Ein klassischer Nachbrenner. Wie der Kellner später bestätigte, handelte es sich um eine habanero. Zur Milderung schlang ich die Hälfte meines Fisch-Tacos hinunter. Dabei hätte ich es belassen sollen. Doch vielleicht hatte ich auch nur ein paar der Kerne erwischt... Was nun folgte, kann man als leichtsinnig bezeichnen. Doch ich wollte der Sache auf den Grund gehen.

Ich sezierte also die gut getarnte Chili und entfernte alle Kerne. Zum Rest meines Fisch-Tacos verzehrte ich ein Viertel der kleinen grünen Paprika. Als ich den Taco verspeist hatte, hielt sich das Brennen noch in Grenzen, doch plötzlich verspürte ich einen infernalischen Brand. Un purgatorio. In solchen Fällen wird empfohlen trockenes Brot oder trockenen Reis zu essen. Fehlanzeige in dieser mexicanischen Kaschemme. Nicht einmal fettige nachos oder trockene tortillas hatte ich zur Hand. Auf keinen Fall, etwas trinken, heißt es außerdem. Was tun? Auf meinem Tisch befand sich nur noch eine fast volle Flasche mexicanischen Bieres. Aus Verzweifelung nahm ich einen Schluck von dem eiskalten Bräu. Und oh Wunder. Der Brand wurde schlagartig gelöscht. Was für eine heilsame Wirkung, dachte ich noch, da kehrte einige Sekunden später der infernalische Brand zurück. Schnell nahm ich den nächsten Schluck Bier, der wie zuvor schlagartig seine himmlische Wirkung entfaltete. In kurzer Zeit leerte ich die Flasche, doch der Brand war nicht gelöscht. Hektisch winkte ich dem Kellner. Otra cerveza. ¡Rapido! Einige Flaschen später war das Feuer erfolgreich gelöscht. Doch bei so gewaltigen Bränden verbleiben öfters unentdeckte Brandnester, die später wieder aufflammen können. So trank ich vorsichtshalber noch ein paar Biere mehr.

Also, wenn ihr mal was zu Scharfes gegessen habt, glaubt nicht die Ammenmärchen eurer Mütter, trockenes Brot oder trockenen Reis zu essen. Eisgekühltes Bier ist für solche Fälle das einzig bewährte Hausmittel.



koloniales Campeche




Wandgemälde in Campeche




Ruinen von Uxmal




Ruinen von Uxmal

18.02.2017


velo de novia

Chiapas brachte uns eine neue Reiseweisheit: Je abgelegener und weniger touristisch die Ziele waren, desto schöner und spektakulärer entpuppten sie sich. Wir besuchten die Wasserfälle El Chiflon / velo de novia, die Seen lagos de Colon sowie die Ruinen Tonina und Yaxchilan. Letztere sind mitten im Dschungel an der Grenze zu Guatemala. Dorthin führt keine Straße, sondern man muß von dem abgelegenen Weiler Frontera Corozal ein kleines Motorboot nehmen, mit dem man etwa 40 Minuten auf dem Rio Usumacinta fährt, bis man die Ruinenstätte erreicht. Auf dem Weg nach Frontera Corozal in einem colectivo wurden wir von Protestierenden, die mal wieder gegen irgendetwas protestierten und die die Straße mit einem Nagelbrett blockierten, gestoppt. Doch wir hatten Glück, der Fahrer diskutierte mit den Protestierenden und erklärte ihnen, dass es sich nicht um einen Touristenbus handele sondern um einen regulären colectivo. So durften wir passieren.

Kulinarisch verzeichneten wir zwei Tiefpunkte, bei Getränken, die eigentlich typisch für Mexico und Chiapas sind. In Colon wurde uns im besten Restaurant im Ort ein Cafe serviert, der auf den ersten Blick aussah wie ein guter italienischer Americano. Voller Vorfreude roch ich daran. Ein beißender Geruch nach Kloake ließ mich zurückzucken. Ich roch noch mal. Pure Kloake. Vorsichtig nahm ich einen kleinen Schluck. Kloake. Kerstin erzählte etwas von einem cafe de olla, der auf Getreidebasis hergestellt würde und den es manchmal in Mexico gäbe. Sie probierte, doch das war es auch nicht. Ich wagte noch einen winzigen Schluck, doch das Ergebnis blieb unverändert. Ich ließ die komplette Tasse stehen. Heike verfeinerte ihren mit Milch und Zucker, doch nach einer halben Tasse musste sie abbrechen. Beim Margarita, diesmal im besten Restaurant von Ocosingo, war der Fall einfacher, der Barkeeper war ein AntiProfi und hatte das Glas so randvoll eingeschenkt, dass sich der komplette Salzrand in den Margarita verabschiedet hatte. Bäh. Doch diesen Drink ließen wir nicht stehen, der Alkohol musste schließlich gerettet werden.



Wasserfall velo de novia, heißt nicht nur so, sondern sieht auch so aus




lagos de Colon




Ruinen von Tonina




Ruinen von Yaxchilan

13.02.2017


cuatro viajeros

Kerstin hat nicht nur die fabelhafte Mexico-Reisekarte dieses Blogs gestaltet, sondern sie hat auch spontan entschieden, mal wieder nach Mexico zu reisen. So haben wir uns in Tuxtla Gutierrez getroffen, wobei sie nicht alleine unterwegs war. Mit ihr reisen ihr dreijähriger Sohn Ixli und Freundin Heike. Fortan waren wir also zu Viert unterwegs. Unser erster Ausflug führte uns nach Chiapa de Corzo, wo zufällig ein große Fiesta stattfand. Irgenwie ist das verdächtig. Überall, wohin ich in Mexico komme, ist immer eine Fiesta. Also entweder sind die Fiestas zu meinen Ehren oder in Mexico wird einfach immer und überall gefeiert...

Das Reisen mit einem Dreijährigen ist an sich schon ein Abenteuer, so dass wir auf weitere Abenteuer verzichteten mit der Ausnahme eines kleinen Aufregers in Tuxtla. Als einzige Gäste saßen wir dort in einem Cafe und frühstückten. Als wir dieses beendet hatten, mussten wir feststellen, dass die Polizei beide Straßenenden verbarrikadiert hatte. Grund für die Barrikaden war ein gewaltiger Protestmarsch. Zehntausende protestierten gegen nationale (gasolinazo) und internationale (Trump) Ärgernisse. Doch die Proteste verliefen friedlich und wir durften ungehindert durch die Barrikaden schlüpfen. Von Tuxtla aus fuhren wir in die Berge Chiapas, wo es verdammt kühl wurde. In San Cristobal de las casas hatte es tagsüber zwar 20 Grad, doch in der Nacht fiel die Temperatur auf frostige 1 Grad über Null.



Fiesta in Chiapa de Corzo




Sumigero Schlucht in Chiapas




Die mit dem Skelett tanzt...




San Cristobal de las casas

07.02.2017


el muro

Durch unglückliche Umstände befand ich mich auf einmal im Brennpunkt des politischen Weltgeschehens. Trumps Wahl brachte Mexico unliebsame internationale Aufmerksamkeit. Exklusiv auf meinem Reiseblog werde ich weiter unten ein erstes Foto von Trumps mexicanischer Mauer veröffentlichen. Nicht auf Spiegel online, nicht auf Bild.de, nicht auf CNN und auch nicht auf auf facebook sondern absolut exklusiv nur auf meinem Reiseblog. Eine Weltsensation. Ihr dürft diesen Beitrag gerne an alle politisch Interessierten weiterleiten.

Erste einmal noch die Auflösung des Bilderrätsels aus dem vorvorherigen Blogbeitrag: Die richtigen Antworten sind B und A. Beim Tlalchichi handelt es sich um eine sehr seltene und alte Hunderasse, die bereits von dem Maya gezüchtet wurde und die sich durch ihren besonders edlen Charakter auszeichnet. Laut Katharina hat er geduftet wie ein Blümchen. Ich vermute mal, dass es weniger eine Eigenart der Rasse sondern vielmehr des Herrchens ist.

Zurück zum politischen Weltgeschehen. In Tabasco, mexicanischer Bundesstaat, der nach dem gleichnamigen Gewürz benannt ist, passierte ich eine endlose Karawanne US-amerikanischer Camper, viele davon mit einem Auto im Schlepptau. Hunderte von Amerikanern, die ihr gesamtes Hab und Gut zusammengepackt hatten und fluchtartig ihr Land vor Donald Trump verlassen hatten. Wann hat es das je gegeben, dass Amis aufgrund ihres Präsideten in Scharen aus ihrer patriotisch überhöhten Heimat flüchten. Nachdem ich meine große Yucatan-Runde vollendete hatte, orientierte ich mich wieder gen Westen und landete in Villahermosa, der Hauptstadt von Tabasco, wohin mich Gerardo, ein Mexicaner, den ich auf einer Nachtbusfahrt in Cuba kennengelernt hatte, eingeladen hatte. Ich genoss die großartige mexicanische Gastfreundlichkeit und bewohnte in einem Vorort zwei große Häuser, die ich nur mit einem rostbraun getigerten Kater teilte. Das Anwesen befand sich, wie so vieles in Mexico einschließlich der Gesellschaft, in remodelacion. Die beiden Häuser zeichneten sich durch eine umfangreiche Kollektion ausrangierter Kühlschränke, Farbkopierer und Druckmaschinen aus, doch ich war auch Hausherr über einen fast ausgetrockneten Pool, einen Farbeimer, eine mittlere Menge Bauschutt, eine Voliere mit einem Holzpapagei am Boden und eine Motorabdeckung für einen VW-Turbodiesel.



Mit Gerardo am Olmekenkopf in Villahermosa




Blumige Kirche in Tabasco




Maya-Ruinen von Comalcalco




Trumps mexicanische Mauer

31.01.2017


costa gringa

Das neue Jahr begann damit, dass andere Gäste für uns ein Frühstück improvisierten. Frank schlief noch seinen Scotch-Rausch aus, während seine Angestellen an Neujahr frei hatten. Nur der Hund hoppste freudig erregt durch die Gegend. Das freundliche ältere paar, dass sich um unsere Verpflegung kümmerte, kommentierte die Lage mit den Worten 'This place has its quirks'. So schlecht passten wir also doch nicht zu dem Etablissement...

Katharina wollte gerne noch einige Tage an den Strand und dafür ist Yucatan schließlich bekannt. Leider ist die komplette Küste von Cancun über Tulum bis nach Mahahual mit Luxusressort und all-inclusive-Absteigen zugepflastert, die primär Amerikaner bevölkern, die sich Mallorca nicht leisten können. Was tun? Carlos hatte mir einen Geheimtipp gegeben: Isla Holbox (sprich Olbosch). Eine Perle. Holbox ist ein gemütliches Dorf auf der gleichnamigen Insel, bei dem alle Straßen mit Sand asphaltiert sind und das Leben langsam vor sich hintrödelt. Dass haben schon viele Touristen entdeckt, aber noch hat dieses Kleinod nicht seinen Charme verloren.

Nachdem Katharina von Cancun, einem echten Drecksnest, zurückgeflogen war, pilgerte ich nach Tulum weiter. Ein traumhafter Strand und spektakulär direkt am Meer gelegene Ruinen bilden einen krassen Gegensatz zum eigentlichen Ort Tulum, der einige Kilometer entfernt vom Strand, an der vierspurigen autopista von Cancun nach Chetumal gelegen ist. Obwohl der Ort an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist, hängen dort Horden von Rucksackreisenden ab. Nundenn. So zog ich nach Mahahual weiter, was eigentlich ein netter kleiner Ort mit schönem Malecon und herrlchem Strand ist. Doch in der Saison fluten täglich Tausende amerikanische Kreuzfahrttouristen diesen idyllischen Flecken. Es ist bemerkenswert, mit welcher Chuzpe Amis ihre von jahrelangem Fastfood-Fraß entstellten Körper auf der Strandpromenade präsentieren. Ein besonders dickes Exemplar, so dick, dass dessen Beschreibung den Umfang dieses Blogs sprengen würde, konnte sich nur noch fortbewegen, indem es zusätzlich mit künstlichem Sauerstoff beatmet wurde. Ein regulär übrgewichtiger mexicanischer Kellnern witterte fette Beute und begrüßte ihn mit den Worten: Everything deep fried!



Flamingos in Celestun




Mit Katharina im vierrädrigen Tricycle




Holbox




Strand und Ruinen von Tulum

24.01.2017


casa santiago

Weihnachten bis Heilige Drei Könige ist auch in Mexico die Haupturlaubszeit, so dass die beliebtesten Orte in dieser Zeit von Touristen überschwemmt wurden. In Valladolid war im Internet alles ausgebucht, so dass wir entschieden hatten, es auf gut Glück zu versuchen. Und wir hatten mehr als Glück. In einem stilvollen Kolonialhotel mit großem Pool im Patio und einer phantastischen Dachterrasse fanden wir ein großes Zimmer für unschlagbare 16 Euro die Nacht. Aufgrund dieser Erfahrung probierten wir es auch im weitaus populäreren Merida auf diesem Wege, wobei wir mal außer acht ließen, dass gerade Sylvester war und dass Merida die mit Abstand prächtigste mexicanische Stadt in einem Umkreis von mehr als Tausend Kilometern ist.

Nachdem wir in mehreren auch größeren Hotels kein freies Zimmer mehr finden konnten, hatte ich bei einem kleinen feinen B & B wenig Hoffnung, etwas zu bekommen. Ein Hund begrüßte uns Fremde statt mit einem warnenden Bellen mit freudig erregtem Gehoppse. Ein Mexicaner und der Eigentümer der Casa Santiago, Frank, ein pensionierter amerikanicher Anwalt, waren nicht wenig überrascht, dass jemand an der Tür läutete und nach einem Zimmer fragte. Auch gehörten wir mit unseren Rucksäcken und einem abgefuckten Backpacker-Look nicht gerade zu der Zielgruppe dieses gehobenen Etablissements. Wir wurden gefragt, wie es uns denn einfallen könne, zu diesem Zeitpunkt ohne Reservierung aufzutauchen. Und doch bekamen wir ein Zimmer. Das B & B im historischen Zentrum von Merida umfasst mehrere sehr stilvoll restaurierte Kolonialgebäude mit einem prächtigen tropischen Garten und einem mit Mosaikfliesen künstlerisch gestalteten Pool. Die Zimmer sind alle individuell designed und mit jeder Menge Kunst dekoriert. Am Abend auf Franks Sylvesterparty wurden wir den anderen Gästen, amerikanische und mexicanische Intelektuelle, Bohemiens und Journalisten, mit folgende Worten vorgestellt: "These are two German vagabunds, who are pretending they are an engineer and a doctor."

Frank konnte das Geheimnis von Trumps Frisur lüften. Er versucht die Frisur seiner Mutter zu immitieren, auch wenn es ihm dafür an Haaren mangelt. Und er zeigte uns ein Foto von Mutter Trump. 'This is no photoshop. This is real!' Zum Brüllen komisch. Mal nach Bildern von Mutter Trump googeln. Weiter unten noch ein kleines Bilderrätsel. Wer mir als erster beide richtigen Antworten per E-Mail zuschickt, bekommt eine Postkarte aus Mexico.



Koloniales Merida




B & B Casa Santiago




Radio oder Toaster?




Tlalchichi oder Chihuahua?

19.01.2017


aeropuerto especial

Als ich Katharina am Flughafen in Cancun abholte, merkte ich, wie dieser ganz offiziell seine Passagiere verarscht. Bei meiner ersten Ankunft musste ich von Frankfurt aus kommend und nach Mexico City weitereisend von Terminal 3 zu Terminal 2 gelangen. Dafür existiert ein offizieller kostenloser Shuttle-Bus, der alle 30 Minuten verkehren sollte. Da ich Zeit hatte, ignorierte ich die Details und wartete. Die Fahrtzeit inklusive eines Zwischenstopps an Terminal 1, was nicht so ausieht wie ein Terminal, betrug fast 30 Minuten. Ich hatte ja Zeit. Später bei einem Blick auf eine Online-Flughafenkarte musste ich feststellen, dass die beiden Terminals direkt nebeneinander liegen. Wieso kann man da nicht einfach rüberlaufen? Der direkten Verbindung der Terminals steht ein kleines Stück undurchdringlicher Dschungel, in dem sogar wilde Tiere leben, im Wege. Ob beim Bau des Flughafens vergessen worden war, dieses kleine nicht mal Fußballfeld große Stück zu roden oder ob es extra angepflanzt worden war, um ein unkontrolliertes und riskantes Hin- Und Herlaufen der Passagiere zwischen den Terminals zu unterbinden, verschließt sich meinen Kenntnissen. Da mein Bus aus der Stadt an Terminal 2 ankam, Katharina aber an Terminal 3 ankommen sollte, machte ich mich auf den Weg. Das Dschungelstück U-förmig umrundend, brauchte ich keine zehn Minuten für die Strecke... Ich muss erwähnen, dass der Shuttle-Bus natürlich einen anderen Weg genommen und den Flughafen dabei komplett verlassen hat. Taxifahrer verlangen für die Strecke übrigens pauschal zehn US-Dollar.

Einen ankommenden Passagier am Flughafen zu empfangen, der dort das erste Mal landet, wird durch die absurde Flughafenlogistik nahezu ausgeschlossen. Am Ausgang des Terminals landen alle, die nicht einen versteckten nicht gekennzeichneten schmalen Seitengang nehmen, mitten in einem Hochsicherheitstrakt, zu dem kein Normalsterblicher Zugang hat. Nur offizielle Taxis und Busse werden in diesen streng abgeschotteten Bereich vorgelassen sowie Flughafenmitarbeiter mit spezieller Akreditierung. Diese müssen einen dreifachen Sicherheitscheck durchlaufen. Erst wird ihre Mitarbeiterkarte gescannt, dann müssen sie einen sechsstelligen Zahlencode eingeben und zum Schluss wird noch der Fingerabdruck des Zeigefingers genommen. Am Ende des langen Ganges wartete ich auf Katharina und sah sie unschlüssig in weiter Ferne an diesem Abzweig vorbeilaufen. Mein Pfeifen und Winken hat sie mal einfach ignoriert. Erst jetzt hatte der Sicherheitschef an der Schranke ein Erbarmen und ließ mich zu ihr laufen...



Beschauliches Valladolid




Öko-Lodge Genesis retreat in Ek Balam




Anonyme Alkoholiker in Ek Balam




Ruinen Ek Balam

13.01.2017


ado autobuses de oriente anuncia su salida

Da die mexicanische Eisenbahn nur noch in Museen existiert, ist man in Mexico zum Busfahren verdammt. Busterminals in großen mexicanischen Städten gleichen riesigen Flughäfenterminals mit getrennten Bereichen für Abfahrt und Ankunft. Das Bussystem ist äußerst effizient, zuverlässig und bestens organisiert. Man kann mit 1. Klasse- oder 2. Klasse-Bussen reisen, wobei der Unterschied mehr in der Art der Reisens als in der Art des Buses liegt. 1. Klasse Busse werden primär für Langstrecken eingsetzt und halten nur in Städten, während 2. Klasse Busse in jedem Dorf einen Halt einlegen. 2. Klasse-Busse ähneln Reisebussen in Deutschland, während 1. Klasse-Busse deutlich komfortabler und luxuriöser ausgestattet sind. Bisher hatte ich mich ausschließlichen in den Kordilleren Mexicos oberhalb von 1500 Metern bewegt, doch in wenigen Tagen würde Katharina in Cancun auf der Yucatan-Halbinsel einreffen. Zeit für mich, die gewaltigen Ausmaße Mexicos kennen zu lernen. Vier Tage hintereinander fuhr ich täglich im Schnitt achten Stunden Bus, um von Oaxaca nach Cancun zu gelangen.

Das Hotel in Ciudad del Carmen, nicht zu verwechseln mit Playa del Carmen, hatte ich im Internet gebucht. Keine gute Wahl für eine Übernachtung, stattdessen wäre es die Idealbesetzung für einen Horrorfilm gewesen. Bei meiner Ankunft in der Dämmerung war es komplett dunkel bis auf eine einsam blinkende Weihnachtsbeleuchtung. Die Tür war verriegelt. Geschlossen? Ein freundlicher Mexicaner öffnete die Türe, er und seine ebenfalls anwesende Herzensdame wären für den Film eine Fehlbesetzung geworden. Mein Zimmer sollte irgendwo die Treppe hoch im ersten Stock sein. Als ich diese im hinteren düster unheimlichen Teil des Hotels, dort, wohin der Rezeptionist nicht mitkommen wollte, obwohl ich seine Ausführungen zur Lage der Treppe nur halb verstand, emporstieg, flatterte plötzlich ein völlig zerzauster, großer schwarzer Vogel auf. Ich hatte diesen nicht gesehen und beinahe berührt, da er auf dem Geländer saß. Der Vogel flatterte hektisch, gewann jedoch kaum an Höhe, touchierte die Wand im ersten Stock und stürzte tot in der hintersten Ecke des Innenhofes ab. Ich schaute genauer hin. Was mal die ersten drei Zimmer des Hotels gewesen sein müssen, war nun ein Taubenschlag. Als ich die Tür meines Hotelzimmers öffnete übermannte mich ein stechender Geruch nach Klostein. Pervers. In der Kloschüssel konnte ich keinen lokalisieren, stattdessen hing dieser wie ein Duftbäumchen außen an der Zuleitung zum Spülkasten. Auch eine Option. Am nächsten Morgen, als ich die Treppe hinunterstieg, hockte dort der gleiche schwarze zerzauste Vogel. Diesmal bewegte er sich keinen Millimeter vom Fleck.



Eisenbahnmuseum




Hotel in Puebla, nicht im Internet gebucht, dafür mit Weltkulturerbestatus




Antike azulejos (Fliesen) im Hotel in Puebla

10.01.2017


oaxaca

Oaxaca ist die Perle Mexicos. Ein wunderbares Kolonialstädtchen mit vielen Kunstgalerien, Cafes, Bars, Live-Music, Taquerias (Taco-Fressbude), Mezcalerias (Mezcal-Bar) und natürlich jede Menge Mercados inklusive eines kleinen feinen Mercado organico (Biomarkt). Doch wo ist am meisten los? Im Irish Pub. Die Welt wird sich immer ähnlicher... Berühmt ist Oaxaca auch für seine Küche. Ich war gerade dabei mich durch all die Köstlichkeiten zu futtern, da stoppte mich Giardia. Diese unappetitlichen Parasiten verursachen Durchfall, Übelkeit, Ballonbauch, Monsterblähungen (no fucking details) und Aufstoßen mit faulem Eier Geschmack. Widerlich. Dank fernärztlicher medizinischer Beratung durch Katharina, wobei ich die Diagnose selbst gestellt habe, konnte ich den Biestern jedoch den Garaus machen. Wer's mal bekommen sollte, dem empfehle ich Tinidazol. Zu Risiken und Nebenwirkungen beachte man den fehlenden Beipackzettel.

Was das große Mexico City hat, möchte das kleine Oaxaca auch haben: eine Eislaufbahn auf dem Zocalo (zentraler Platz). Kleine unbedeutende klimatische Details wurden bei dem Vorhaben ausgeblendet. Während Mexico City auf beachtlichen 2400 Metern liegt und es entsprechend kalt wird im Winter, herrschen in dem Tausend Meter tiefer liegenden Oaxaca doch eher subtropische Temperaturen vor. So mussten fleißige Helfer bei 28 Grad im Schatten mit Schiebern große Wassermassen vom Eis schrubben. Der Oaxacaner fremdelte ein wenig mit dem exotischen Spaß. Während die große Zuschauertribüne bis auf den letzten Platz besetzt war und an den anderen Seiten Massen von Schaulustigen sich die Beine in den Bauch standen, wagten sich nur wenige wenig Wagemutige auf die Eisfläche. Die große, nasse, glatte Fläche blieb verwaist, während sich kleinere Grüppchen im Uhrzeigersinn an der Bande entlanghangelten. So viele Zuschauer für so wenig Spektakel.



Treiben am Zocalo in Oaxaca




Koloniales Oaxaca




Monte Alban, Ruinenstadt der Zapoteken nahe Oaxaca




Schwebender Mann, der so federleicht war, dass er sich an einem Pfosten halten musste, um nicht komplett zu entschweben

06.01.2017


la vida es un mercado

Die Überschrift sollte ich präzisieren: la vida mexicana es un mercado. Überall, wo man in Mexcico hinkommt sind Märkte. Natürlich hat jede mexicanische Stadt diverse offizielle Märkte, doch darüber hinaus finden an allen erdenklichen Orten und zu jederzeit immer wieder Märkte statt. Als Außenstehender könnte man meinen, diese entstünden spontan und chaotisch. Erst säumen ein paar einzelne Buden den Straßenrand, einige verzweifelt hupende Autos kommen aufgrund wuselnder Mexicaner nicht mehr voran, dann drängen sich Menschenmassen, Verkäufer preisen ihre Waren, jeder mögliche Flecken ist von irgendwelchen Marktbuden oder sich aneinander vorbeiquetschenden Menschen okkupiert. Ich wundere mich dann, wo ist die Straße hin, die auf meinem Stadtplan verzeichnet ist. Wo sind die Gebäude und wohin ist die Stadt verschwunden?

Nichts, was es nicht auf so einem mexicanischen Markt zu kaufen gibt. Weihnachtsmärkte in deutschem Sinne existieren zwar nicht, doch Weihnachtszubehör gemäß der Devise, es muss blinken, glitzern und bunt sein, wird in Massen feil geboten. Interessant fand ich einen künstlichen Weihnachtsbaum mit braunen Nadeln. Ein Selbstbauset, wozu man noch grüne Farbe braucht? Etwas für Pessimisten? "Ach, dieses Jahr hat sich der Baum nicht gut gehalten." Gefallen hat mir der Weihnachtsmann, der an einem Fallschirm Purzelbäume schlägt und für mich der absolute Höhepunkt, ein Weihnachtsmann auf einer Zahnradumlaufbahn, der kopfüber oben in einen Schornstein klettert und dann unten wieder aus dem Kamin herauskriecht. Er hat es auf beachtliche 15 Umläufe pro Minute gebracht. Auf mexicanischen Märkten kann man vor allem billig einkaufen. Nichts, was es nicht noch billiger gibt. Ein neue Jeans für 50 Pesos (2,50 Euro) oder drei Hotdogs für 15 Pesos. Doch der absolute Renner ist die Option 3 por 10. Unerheblich ist dabei das Produkt selbst, wichtig ist allein, dass man drei Stück für 10 Pesos bekommt. Irre. Was für ein Deal.



Popocatepetl von der Rückseite aus Puebla betrachtet




Pubela, Stadt mit Weltkulturerbestatus




Alles nur Fassade




Zocalo in Puebla

31.12.2016


una balacerita

Die Ciudad de Mexico verlassend ist mein erstes Ziel Taxco, eine alte Silberminenstadt, die spektakulär an einem steilen Berghang gebaut ist. Die Silbermine wurde schon vor Jahrhunderten aufgegeben und heutzutage beherbergt die Stadt mehr Silberschmuckgeschäfte als Einwohner. Prächtige weiß getünchte Kolonialbauten, steile enge Kopfstein gepflasterte Gassen und eine atemberaubende Kirche prägen dieses Freilichtmuseum. Als offizielle Taxis verkehren ausschließlich schneeweiße und elfenbeinweiße uralte VW-Käfer, bei denen ausnahmslos der Beifahrersitz abhanden gekommen ist. Ein scheinbares Idyll. Zu meiner Ankunft wird wie schon zuvor in der Hauptstadt der Jungfrau von Guadalupe gehuldigt. Sie hat eine eigene Kirche und zieht die Massen an wie sonst nichts in Mexico. Die Art der Huldigung ist jedoch von sehr weltlicher Art: Fressbuden und ein spektakuläres Feuerwerk, an einem etwa 15 Meter hohen Holzgerüst. Zu Beginn und zum Ende werden jeweils einige Mega-Böller in den Himmel gejagt. Halleluja.

Gegen Mittag, also High Noon, sitze ich unter einem Sonnenschirm auf der Terrasse meines Hotels und tippe planlos auf meinem Handy herum. Dafür hätte ich nicht nach Mexico reisen müssen... Plötzlich ein hysterischer Schrei: ¡¡¡Gringo!!! Ich habe diese veritable Beleidigung noch nicht verarbeitet, da grabscht mich die Rezeptionistin (Sie ist auch gleichzeitig Managerin und Putzfrau des Etablissements) mit ihren gummibehandschuhten Händen an den Schultern und zerrt mich von meinem Stuhl. Du musst weg hier, sie ballern herum. Ich meine, zuvor ein bisschen PengPeng vernommen zu haben. Immer dieses Feuerwerk, denke ich. Und eine panische Frau... Ich lasse mich in einen Winkel der Terrasse abschleppen, der allseitig von hohen Mauern umgeben ist. Ein toter Raum oder ein Eckchen wie geschaffen für solche Zwecke. Um sie zu beruhigen, erkläre ich, dass sie doch in die Luft ballern und nicht auf die Terrasse. Und wenn dich ein Querschläger trifft? Naja... Dann erinnert sie mich an meinen Laptop, den ich auf dem Tisch auf der Terrasse habe liegen lassen. Wäre in der Tat unschön, wenn da eine Rakete einschlüge. So hole ich diesen und schaue mich dabei vorsichtig um. Alles ruhig, nichts von einem Feuerwerk zu sehen. Trotzdem verspreche ich ihr, in dem Eckchen zu verharren, bis sie mir Entwarnung gibt.

Fünf Minuten später soll alles wieder OK sein. Jetzt will ich es genau wissen. ¿Que paso? Eine Schießerei! Was? Wo? Da, direkt hinter den Häusern. Die Angabe bleibt vage und hinter die Häuser blicken kann ich auch nicht. Nichts zu erkennen. Während sie wieder nach unten verschwindet, kehre ich zu meinem Terrassenplatz zurück. Ich lassen meinen Blick nach links schweifen. Zwei Polizeiautos stehen keine Hundert Meter entfernt direkt vor meinem Oxxo (mexicanischer 7eleven), dort wo ich nur eine halbe Stunde zuvor noch entlang gelaufen war. Und ein Mann liegt auf der Straße. Da war wohl doch was... Aber die Polizei ist ja schon da und hat alles im Griff. Eine nicht ganz korrekte Schlussfolgerung meinerseits. Bald kommen zwei oder drei Krankenwagen, noch mehr Polizeiautos und einige Einheiten der Militärpolizei. Als alles vorüber scheint und nur noch die zwei ursprünglichen Polizeiautos verbleiben, taucht ein Abschleppwagen auf. Merkwürdig. Hat eines der Polizeiautos im Einsatz eine Panne erlitten... Wie das Polizeiauto kurz darauf direkt unter meiner Terrasse entlanggeschleppt wird, schauen ich genau hin. Das Auto ist von Kugeln durchsiebt. Für mich war das eine wilde Schießerei, für Mexicaner dagegen nicht mehr als eine Randnotiz, ein unbedeutendes Scharmützel. Was lernen wir daraus? Mexicanische Böller sind deutlich lauter als mexicanische Schießeisen.



Blick auf Taxco, aus der Ferne betrachtet recht idyllisch




Montecristo oberhalb von Taxco




Weihnachtlich geschmückte Gasse mit zufällig ins Bild fahrendem Taxi




Kirche Santa Prisca

20.12.2016


chipotle o rajas

Sosehr die Mexicaner davon träumen beim nördlichen Nachbarn arbeiten zu dürfen, so wenig adaptieren sie dessen nur rudimentär vorhandene Kultur. Die Mexicaner pflegen ihren eigenen Stil, was ein Glücksfall ist. Das betrifft alle Lebensbereich inklusive des Essens. Statt großer steriler Fastfood-Ketten herrschen hier kleine familienbetriebene Essensstände vor. Die Straßenküche und die Essensstände auf den Märkten sind grandios, seit meiner Ankunft habe ich erst zweimal in einem Restaurant gegesssen. Egal, was man ist, eine Frage ist unvermeidlich: ¿rajas o chipotle? Chili oder Chili? Den genauen Unterschied herauszufinden, dafür bleiben mir noch zwei Monate...

Eine der Spezialitäten ist Taco al pastor (deutsch: Taco a la Schäfer), was auch zugleich eines meiner Lieblingsgerichte hier ist. Auf den ersten Blick ähnelt dieser Taco einem Döner, denn das Fleisch dazu wird an einem Drehspieß gegrillt. Doch Schweinefleisch kommt beim klassischen Döner wohl eher nicht zum Einsatz. Außerdem wird das Fleisch hier mit einem Spezialgewürz mariniert, so dass es einen orangeroten Rand bekommt. Die üblichen Taco-Zutaten wie Tortillas, Zwiebeln, Koriander und Chipotle (oder Rajas) dürfen nicht fehlen, doch der Clou ist die frische Ananas die zusätzlich hinein kommt. Riquisimo.

Auch den amerikanischen Classicer, einen Burger, zelebrieren die Mexicaner auf ihre eigene Weise. Die großen Fastfood-Ketten sollten sich mal fortbilden bei so einer kleinen mexicanischen Burger-Braterei. Bei meinem Stamm-Burgerstand an der Metrostation Politecnico habe ich immer eine Hamurguesa Suiza (deutsch: Cheeseburger) bestellt. Da sind schon mal drei verschiedene Sorten Käse drin: Quesillo, Queso blanco und Queso amarillo. Dazu kommen noch Avocado, Mayonaise und natürlich Chipotle oder Raja. ¡Buen provecho!



Tlayuda auch Oaxaca-Pizza genannt




Meine Hamburger-Braterei an der Metro Politecnico




Dörfliches Coyacan inmitten von Mexico City




Frida Kahlo Museum

13.12.2016


mi barrio

Ich habe das Glück hier in Mexico D. F. (Distrito Federal: Hauptstadt) bei Carlos, Kerstins Freund, in der Wohnung übernachten zu dürfen. Diese zu finden war eine kleine Herausforderung angesichts der kryptischen Adresse: La Unidad Lindavista Vallejo, Calle Norte 31, manzana 2 (Apfel 2), edificio 23, entrada C, apartamento 404. Kerstin hatte den Eingang nicht richtig angegeben und bei fünf verschiedenen Eingängen pro Gebäude und dem Fehlen von Namensschildern und Klingeln (Pfeifen und Rufen sind die gängigsten Ersatzformen für die Klingel...) brauchte ich eine Weile, bis ich am Ziel war. Geschätzt wohnen in der Unidad mehrere Tausend Leute, vermutlich sogar mehr als Zehntausend. Irgendwo müssen ja all die Mexikaner wohnen... Wer in der Nähe ist, kann mich gerne mal besuchen, Metrostation Politecnico aussteigen.

Die Metro in D. F. ist eine der großartigsten Einrichtungen überhaupt. Zuverlässig, sauber, schnell, kurzer Takt und gut ausgebautes Netz. Verzögerungen im Betriebsablauf, eine patentierte Erfindung der deutschen Bahn, sind ausgeschlossen und fünf Pesos (ungefähr 25 Cent) für eine Fahrt mit beliebig oftem Umsteigen sind unschlagbar günstig. Womit ich zum einzigen Nachteil komme, denn Massen von Mexicanern nutzen die Metro und zur Hauptverkehrszeit in der Innenstadt einen Bahn nehmen zu wollen, ist keine gute Idee... Metro fahren ist auch ein staatlich subventioniertes Fitnessprogramm für tendenziell übergewichtige Mexicaner. Alle Metrostationen sind mit labyrinthischen Gängen und Treppen versehen, die man passieren muss, bevor man den Bahnsteig erreicht. An manchen Umsteigestationen beträgt die unterirdisch in endlosen Gängen zurückzulegende Strecke mehr als einen Kilometer. Im Durchschnitt zehn Metrostationen müssen sich eine Rolltreppe teilen und Aufzüge sind nicht vorhanden.

Meinen Aufenthalt in der Stadt nutzte ich zu einem Ausflug zu der nur wenige Kilometer nördlich gelegenen gewaltigen Pyramidenanlage von Teotihuacan, einem Erbe der ersten Hochkultur in Mesoamerica. Die Sonnenpyramide ist die drittgrößte je von Menschen gebaute Pyramide und auch die anderen Anlagen sind einen Besuch wert. Kleine Randnotiz: amerikanisches Paar mit mexicanischer Führerin. Sie erklärt auf einer Mexico-Karte, wo Baja California (nördliche Provinz in Mexico) und Guatemala (südlich angrenzend) liegen. Ami fährt mit seinem Finger über die Karte: I've been to England, Germany and the Netherlands.



Gebäude 23 der Unidad Lindavista




Sonnenpyramide in Teotihuacan




Palast Quetzalpapalotl, schöner Name...




Mondpyramide und "Straße der Toten"

09.12.2016


bienvenido a mexico

Die Einreise nach Mexico, die ich schon bei meiner Zwischenlandung in Cancun vollzog, ging turbokrass schnell. Kaum hatte die locker flotte Beamtin der inmigracion herausgefunden, dass ich Spanisch spreche, wurde alles entspannt und sie duzte mich sofort. Hey Du! Wohnst du bei Freunden? Ich hatte noch gar nicht geantwortet, da machte sie schon zwei Stempel. Zack, Zack. ¡Bienvenido a Mexico!. Den Schwung der Einreise nutzte ich im Anschluss, um einige Schafe durch den Zoll zu schmuggeln. Nach Mexico dürfen weder Essen, Lebensmittel noch Tiere oder Früchte eingeführt werden, was mir erst beim Ausfüllen der Zollerklärung aufgefallen ist. Doch die selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen in Schafform wollte ich keinesfalls einer noch so locker flockigen Zollbeamtin überlassen...

Die Weiterreise nach Mexico D. F. verzögerte sich über das für lateiamerikanische Verhältnisse verträgliche Maß hinaus. Ursprünglich war der Flug für 22:45 angesetzt, doch schon beim Erhalt der Bordkarte bekam ich mitgeteilt, dass er auf 3:15 verlegt sei. Für mich hieß das acht Stunden warten statt vier. Der ausgeschriebene Flugsteig war weit nach Mitternacht bis auf die wartenden Passagiere völlig verwaist. In einem Halbdämmerdelirium registrierte ich etwa eine halbe Stunde vor Abflug, dass die Abflugzeit auf 3:25 geändert wurde. Zehn Minuten später wurde die Zeit auf 3:35 geändert. Nur logisch und konsequent, dass sie sich zehn Minuten später auf 3:45 verschob. Und dann auf 3:55. Ich kniff die Augen zusammen. Keine Ansage, keine Anzeichen irgendeiner Aktivität. Einer Dame wurde dass zuviel. Zehn Minuten später kehrte sie erbost und aufgeregt zurück. Das komplette Personal sitze am anderen Ende des Flughafens zusammen und der Flug gehe erst am nächsten Morgen um halb fünf oder sechs. Nun kam Unruhe in die schläfrigen Wartenden. Kurz darauf erschien doch noch ein Angestellter und versuchte sich in Ausreden und Ausflüchten. Das führte zu einem kleinen mexicanischen Auftsand, so dass ich kurzzeitig um die Gesundheit des Mannes fürchtete. Schlussendlich wurde die Abflugzeit mit punktgenau 6:16 angegeben. Mas o menos.



Weihnachtsbaum verschandelt historische Hauptpost in Mexico D. F.




Gebäude am Zocalo mit weihnachtlichem Schmuck, Stau und Demo




Hauptplatz Zocalo mit Kathedrale und Eislaufbahn bei sommerlichen 24 Grad

04.12.2016


en el camino otra vez

Die Tage werden kürzer, die Abende länger und das Wetter ist auch nicht mehr das, was es mal war. Kurzum, es ist die Zeit gekommen, um der Sonne entgegen zu reisen. Bald wird sie für mich am mexicanischen Himmel erstrahlen. Damit erhält diese kleine feine und liebevoll amateurhafte Blog ein neues Kapitel.

Mexico ist eine Rückkehr zu meinen lateinamerikanischen Wurzeln. Aus unterschiedlichen Gründen werde ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs sein, aber dafür das erste Mal komplett ohne kommerziellen Reiseführer. Dafür habe ich gute Gründe. Wovon Politiker seit Jahren fabulieren, der Steuererklärung auf einem Bierdeckel, ist Kerstin, einer Mexico-Expertin (la mas grande del mundo), vor ein paar Wochen in einem griechischen Restaurant in Frankfurt gelungen. Innerhalb von zwei Stunden hat sie auf einer einzigen DIN A4 Seite, einen kompletten und aktuellen Reiseführer für Südmexico und Mexico City niedergeschrieben. Wofür renommierte Reisebuchverlage hunderte von Seiten benötigen, ist sie mit einem einzigen Blatt Papier ausgekommen. Erschwerende kam hinzu, dass sie nur eine von mir mangelhaft ausgedruckte Karte - Ich vermute bei meinem Drucker ist die Farbpatrone eingetrocknet - als Grundlage verwenden konnte. Ihr Werk kann als Titelbild auf dieser Seite bewundert werden.

27.11.2016


© by Oliver Schäfer