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la famosa micheladaNachdem mich auf der Reise durch die mexicanische Küche gefuttert und getrunken hatte, ohne mich in irgendeiner Weise zu schonen, warteten am Ende noch zwei absolte Extreme, im Positiven und im Negativen, auf mich. In einem mexicanischen Spezialitäten-Restaurant, das vorwiegend von älteren Franzosen frequentiert wurde, was ein noch besseres Gütesiegel ist als ein Michelin-Stern, hatte ich das vorzügliche Essen gerade beendet, da brachte mir die Kellnerin, ohne dass ich ihn bestellt hatte, einen Tamarinden-Margarita mit Chili-Salz-Rand. Es handelte sich um einen Gruß des Barkeepers und dieser hatte es in sich. Eine perfekte Symbiose aus Süße, Säure, Alkohol, Salz und Schärfe. Grandios. Mehr geht nicht. Das berühmteste mexicanische Getränk ist nicht der Tequila, nicht der Mezcal und auch nicht das Corona. Zweifellos alles mexicanische Klassiker, doch nichts im Vergleich zur berühmt berüchtigten Michelada. Obwohl sich hier kulinarische Abgründe auftun, erfreut sich das Getränk bei Mexcianern großer Beliebtheit. Ich hatte wohlweislich bisher einen großen Bogen um dieses Gebräu gemacht, obwohl ich nicht einmal genau wusste, was darin so alles verwurschtelt wird. Nun sah ich am Nachbartisch zwei Damen dieses Getränk bestellen und wurde neugierig. Ich erfuhr, dass die Michelada aus Salz, Limettensaft, Chili und salsa inglesa (Englische Sauce) besteht. Dies alles wird mit einem Bier vermengt. Da ich mir unter englischer Sauce nichts vorstellen konnte, fragte ich nach. Die Damen konnten auch nicht recht definieren, woraus diese Sauce besteht, aber sie wussten wozu man die englische Sauce sonst noch verwendet: Zu Pizza. Und zu gegrilltem Fleisch. Bier mit Grillsauce. Eine kühne Kombination. An dieser Stelle hätte ich mal nachdenken sollen, doch ich bestellte eine Michelada. Das Glas zum Bier war zu einem Viertel mit einer dunkelbraunen Sauce, also eben jener salsa inglesa, befüllt. Ich goss den Rest mit Bier auf und rührte, wie mir die Ladies empfohlen hatten, alles mit einem Strohhalm um. Das Ergebnis glich rein optisch einem Dreckigen (Für NichtHessen: Diesel oder auch ColaBier) und flockte auch leicht aus, wie ein abgestandenes Dreckiges. Ich nahm einen tiefen Zug mit dem Strohhalm. Widerlich. Ekelerregend. Brechreizbeflügelnd. Ein säuerlicher Zwiebel-Tomaten-Knoblauch-Geschmack mit leichten Vanillenoten im Abgang. Das Bier ließ sich nicht mehr rausschmecken. Wer also partout kein Bier mag, dem sei dieser Drink empfohlen. Da ich mir einbildete, man könne Mexico nur richtig erleben und verstehen, wenn man mal eine komplette Michelada getrunken hat, leerte ich das Gesöff bis auf den letzten Tropfen. Kirche und Palmen in Ticul Michelada Die Sonne geht unter in Mexico... 26.02.2017 el fuego habaneroDieser Beitrag enthält ausnahmsweise auch einen nützlichen Haushaltstipp doch zuerst zur mexicanischen Frage ¿rajas o chipotle? Jene hatte ich seit dem Verlassen der Hauptstadt nicht mehr gestellt bekommen, obwohl man diese Chili-Varianten überall in Mexico antrifft. Rajas sind für mexicanische Verhältnisse sehr milde grüne und sauer eingelegte Chilischoten, während am oberen Ende der mexicanischen Schärfe-Skala die habaneros thronen. Bisher hatte ich diese Variante immer nur in winzigen Fläschchen zum nachträglichen Würzen kennengerlernt, wobei die Anwendung ausschließlich in homöopathischen Dosen erfolgt. In Campeche saß in nun in einer Art mexicanischen Kaschemme, mit Schwingtüren wie in einem Western-Saloon, und wartete auf meinen georderten Fisch, als ich unbestellt als Vorspeise einen Fisch-Taco erhielt, auf dem eine kleine, grüne, unschuldig aussehende Paprika thronte. Das kam mir sofort verdächtig vor, so dass ich nur ein winziges Stückchen zu meinem Taco probierte. Zuerst spürte ich nichts, dann fing es ein bisschen an zu brennen und und mit einiger Verzögerung loderte auf einmal ein Höllenfeuer in meinem Mund. Ein klassischer Nachbrenner. Wie der Kellner später bestätigte, handelte es sich um eine habanero. Zur Milderung schlang ich die Hälfte meines Fisch-Tacos hinunter. Dabei hätte ich es belassen sollen. Doch vielleicht hatte ich auch nur ein paar der Kerne erwischt... Was nun folgte, kann man als leichtsinnig bezeichnen. Doch ich wollte der Sache auf den Grund gehen. Ich sezierte also die gut getarnte Chili und entfernte alle Kerne. Zum Rest meines Fisch-Tacos verzehrte ich ein Viertel der kleinen grünen Paprika. Als ich den Taco verspeist hatte, hielt sich das Brennen noch in Grenzen, doch plötzlich verspürte ich einen infernalischen Brand. Un purgatorio. In solchen Fällen wird empfohlen trockenes Brot oder trockenen Reis zu essen. Fehlanzeige in dieser mexicanischen Kaschemme. Nicht einmal fettige nachos oder trockene tortillas hatte ich zur Hand. Auf keinen Fall, etwas trinken, heißt es außerdem. Was tun? Auf meinem Tisch befand sich nur noch eine fast volle Flasche mexicanischen Bieres. Aus Verzweifelung nahm ich einen Schluck von dem eiskalten Bräu. Und oh Wunder. Der Brand wurde schlagartig gelöscht. Was für eine heilsame Wirkung, dachte ich noch, da kehrte einige Sekunden später der infernalische Brand zurück. Schnell nahm ich den nächsten Schluck Bier, der wie zuvor schlagartig seine himmlische Wirkung entfaltete. In kurzer Zeit leerte ich die Flasche, doch der Brand war nicht gelöscht. Hektisch winkte ich dem Kellner. Otra cerveza. ¡Rapido! Einige Flaschen später war das Feuer erfolgreich gelöscht. Doch bei so gewaltigen Bränden verbleiben öfters unentdeckte Brandnester, die später wieder aufflammen können. So trank ich vorsichtshalber noch ein paar Biere mehr. Also, wenn ihr mal was zu Scharfes gegessen habt, glaubt nicht die Ammenmärchen eurer Mütter, trockenes Brot oder trockenen Reis zu essen. Eisgekühltes Bier ist für solche Fälle das einzig bewährte Hausmittel. koloniales Campeche Wandgemälde in Campeche Ruinen von Uxmal Ruinen von Uxmal 18.02.2017 velo de noviaChiapas brachte uns eine neue Reiseweisheit: Je abgelegener und weniger touristisch die Ziele waren, desto schöner und spektakulärer entpuppten sie sich. Wir besuchten die Wasserfälle El Chiflon / velo de novia, die Seen lagos de Colon sowie die Ruinen Tonina und Yaxchilan. Letztere sind mitten im Dschungel an der Grenze zu Guatemala. Dorthin führt keine Straße, sondern man muß von dem abgelegenen Weiler Frontera Corozal ein kleines Motorboot nehmen, mit dem man etwa 40 Minuten auf dem Rio Usumacinta fährt, bis man die Ruinenstätte erreicht. Auf dem Weg nach Frontera Corozal in einem colectivo wurden wir von Protestierenden, die mal wieder gegen irgendetwas protestierten und die die Straße mit einem Nagelbrett blockierten, gestoppt. Doch wir hatten Glück, der Fahrer diskutierte mit den Protestierenden und erklärte ihnen, dass es sich nicht um einen Touristenbus handele sondern um einen regulären colectivo. So durften wir passieren. Kulinarisch verzeichneten wir zwei Tiefpunkte, bei Getränken, die eigentlich typisch für Mexico und Chiapas sind. In Colon wurde uns im besten Restaurant im Ort ein Cafe serviert, der auf den ersten Blick aussah wie ein guter italienischer Americano. Voller Vorfreude roch ich daran. Ein beißender Geruch nach Kloake ließ mich zurückzucken. Ich roch noch mal. Pure Kloake. Vorsichtig nahm ich einen kleinen Schluck. Kloake. Kerstin erzählte etwas von einem cafe de olla, der auf Getreidebasis hergestellt würde und den es manchmal in Mexico gäbe. Sie probierte, doch das war es auch nicht. Ich wagte noch einen winzigen Schluck, doch das Ergebnis blieb unverändert. Ich ließ die komplette Tasse stehen. Heike verfeinerte ihren mit Milch und Zucker, doch nach einer halben Tasse musste sie abbrechen. Beim Margarita, diesmal im besten Restaurant von Ocosingo, war der Fall einfacher, der Barkeeper war ein AntiProfi und hatte das Glas so randvoll eingeschenkt, dass sich der komplette Salzrand in den Margarita verabschiedet hatte. Bäh. Doch diesen Drink ließen wir nicht stehen, der Alkohol musste schließlich gerettet werden. Wasserfall velo de novia, heißt nicht nur so, sondern sieht auch so aus lagos de Colon Ruinen von Tonina Ruinen von Yaxchilan 13.02.2017 cuatro viajerosKerstin hat nicht nur die fabelhafte Mexico-Reisekarte dieses Blogs gestaltet, sondern sie hat auch spontan entschieden, mal wieder nach Mexico zu reisen. So haben wir uns in Tuxtla Gutierrez getroffen, wobei sie nicht alleine unterwegs war. Mit ihr reisen ihr dreijähriger Sohn Ixli und Freundin Heike. Fortan waren wir also zu Viert unterwegs. Unser erster Ausflug führte uns nach Chiapa de Corzo, wo zufällig ein große Fiesta stattfand. Irgenwie ist das verdächtig. Überall, wohin ich in Mexico komme, ist immer eine Fiesta. Also entweder sind die Fiestas zu meinen Ehren oder in Mexico wird einfach immer und überall gefeiert... Das Reisen mit einem Dreijährigen ist an sich schon ein Abenteuer, so dass wir auf weitere Abenteuer verzichteten mit der Ausnahme eines kleinen Aufregers in Tuxtla. Als einzige Gäste saßen wir dort in einem Cafe und frühstückten. Als wir dieses beendet hatten, mussten wir feststellen, dass die Polizei beide Straßenenden verbarrikadiert hatte. Grund für die Barrikaden war ein gewaltiger Protestmarsch. Zehntausende protestierten gegen nationale (gasolinazo) und internationale (Trump) Ärgernisse. Doch die Proteste verliefen friedlich und wir durften ungehindert durch die Barrikaden schlüpfen. Von Tuxtla aus fuhren wir in die Berge Chiapas, wo es verdammt kühl wurde. In San Cristobal de las casas hatte es tagsüber zwar 20 Grad, doch in der Nacht fiel die Temperatur auf frostige 1 Grad über Null. Fiesta in Chiapa de Corzo Sumigero Schlucht in Chiapas Die mit dem Skelett tanzt... San Cristobal de las casas 07.02.2017 el muroDurch unglückliche Umstände befand ich mich auf einmal im Brennpunkt des politischen Weltgeschehens. Trumps Wahl brachte Mexico unliebsame internationale Aufmerksamkeit. Exklusiv auf meinem Reiseblog werde ich weiter unten ein erstes Foto von Trumps mexicanischer Mauer veröffentlichen. Nicht auf Spiegel online, nicht auf Bild.de, nicht auf CNN und auch nicht auf auf facebook sondern absolut exklusiv nur auf meinem Reiseblog. Eine Weltsensation. Ihr dürft diesen Beitrag gerne an alle politisch Interessierten weiterleiten. Erste einmal noch die Auflösung des Bilderrätsels aus dem vorvorherigen Blogbeitrag: Die richtigen Antworten sind B und A. Beim Tlalchichi handelt es sich um eine sehr seltene und alte Hunderasse, die bereits von dem Maya gezüchtet wurde und die sich durch ihren besonders edlen Charakter auszeichnet. Laut Katharina hat er geduftet wie ein Blümchen. Ich vermute mal, dass es weniger eine Eigenart der Rasse sondern vielmehr des Herrchens ist. Zurück zum politischen Weltgeschehen. In Tabasco, mexicanischer Bundesstaat, der nach dem gleichnamigen Gewürz benannt ist, passierte ich eine endlose Karawanne US-amerikanischer Camper, viele davon mit einem Auto im Schlepptau. Hunderte von Amerikanern, die ihr gesamtes Hab und Gut zusammengepackt hatten und fluchtartig ihr Land vor Donald Trump verlassen hatten. Wann hat es das je gegeben, dass Amis aufgrund ihres Präsideten in Scharen aus ihrer patriotisch überhöhten Heimat flüchten. Nachdem ich meine große Yucatan-Runde vollendete hatte, orientierte ich mich wieder gen Westen und landete in Villahermosa, der Hauptstadt von Tabasco, wohin mich Gerardo, ein Mexicaner, den ich auf einer Nachtbusfahrt in Cuba kennengelernt hatte, eingeladen hatte. Ich genoss die großartige mexicanische Gastfreundlichkeit und bewohnte in einem Vorort zwei große Häuser, die ich nur mit einem rostbraun getigerten Kater teilte. Das Anwesen befand sich, wie so vieles in Mexico einschließlich der Gesellschaft, in remodelacion. Die beiden Häuser zeichneten sich durch eine umfangreiche Kollektion ausrangierter Kühlschränke, Farbkopierer und Druckmaschinen aus, doch ich war auch Hausherr über einen fast ausgetrockneten Pool, einen Farbeimer, eine mittlere Menge Bauschutt, eine Voliere mit einem Holzpapagei am Boden und eine Motorabdeckung für einen VW-Turbodiesel. Mit Gerardo am Olmekenkopf in Villahermosa Blumige Kirche in Tabasco Maya-Ruinen von Comalcalco Trumps mexicanische Mauer 31.01.2017 costa gringaDas neue Jahr begann damit, dass andere Gäste für uns ein Frühstück improvisierten. Frank schlief noch seinen Scotch-Rausch aus, während seine Angestellen an Neujahr frei hatten. Nur der Hund hoppste freudig erregt durch die Gegend. Das freundliche ältere paar, dass sich um unsere Verpflegung kümmerte, kommentierte die Lage mit den Worten 'This place has its quirks'. So schlecht passten wir also doch nicht zu dem Etablissement... Katharina wollte gerne noch einige Tage an den Strand und dafür ist Yucatan schließlich bekannt. Leider ist die komplette Küste von Cancun über Tulum bis nach Mahahual mit Luxusressort und all-inclusive-Absteigen zugepflastert, die primär Amerikaner bevölkern, die sich Mallorca nicht leisten können. Was tun? Carlos hatte mir einen Geheimtipp gegeben: Isla Holbox (sprich Olbosch). Eine Perle. Holbox ist ein gemütliches Dorf auf der gleichnamigen Insel, bei dem alle Straßen mit Sand asphaltiert sind und das Leben langsam vor sich hintrödelt. Dass haben schon viele Touristen entdeckt, aber noch hat dieses Kleinod nicht seinen Charme verloren. Nachdem Katharina von Cancun, einem echten Drecksnest, zurückgeflogen war, pilgerte ich nach Tulum weiter. Ein traumhafter Strand und spektakulär direkt am Meer gelegene Ruinen bilden einen krassen Gegensatz zum eigentlichen Ort Tulum, der einige Kilometer entfernt vom Strand, an der vierspurigen autopista von Cancun nach Chetumal gelegen ist. Obwohl der Ort an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist, hängen dort Horden von Rucksackreisenden ab. Nundenn. So zog ich nach Mahahual weiter, was eigentlich ein netter kleiner Ort mit schönem Malecon und herrlchem Strand ist. Doch in der Saison fluten täglich Tausende amerikanische Kreuzfahrttouristen diesen idyllischen Flecken. Es ist bemerkenswert, mit welcher Chuzpe Amis ihre von jahrelangem Fastfood-Fraß entstellten Körper auf der Strandpromenade präsentieren. Ein besonders dickes Exemplar, so dick, dass dessen Beschreibung den Umfang dieses Blogs sprengen würde, konnte sich nur noch fortbewegen, indem es zusätzlich mit künstlichem Sauerstoff beatmet wurde. Ein regulär übrgewichtiger mexicanischer Kellnern witterte fette Beute und begrüßte ihn mit den Worten: Everything deep fried! Flamingos in Celestun Mit Katharina im vierrädrigen Tricycle Holbox Strand und Ruinen von Tulum 24.01.2017 casa santiagoWeihnachten bis Heilige Drei Könige ist auch in Mexico die Haupturlaubszeit, so dass die beliebtesten Orte in dieser Zeit von Touristen überschwemmt wurden. In Valladolid war im Internet alles ausgebucht, so dass wir entschieden hatten, es auf gut Glück zu versuchen. Und wir hatten mehr als Glück. In einem stilvollen Kolonialhotel mit großem Pool im Patio und einer phantastischen Dachterrasse fanden wir ein großes Zimmer für unschlagbare 16 Euro die Nacht. Aufgrund dieser Erfahrung probierten wir es auch im weitaus populäreren Merida auf diesem Wege, wobei wir mal außer acht ließen, dass gerade Sylvester war und dass Merida die mit Abstand prächtigste mexicanische Stadt in einem Umkreis von mehr als Tausend Kilometern ist. Nachdem wir in mehreren auch größeren Hotels kein freies Zimmer mehr finden konnten, hatte ich bei einem kleinen feinen B & B wenig Hoffnung, etwas zu bekommen. Ein Hund begrüßte uns Fremde statt mit einem warnenden Bellen mit freudig erregtem Gehoppse. Ein Mexicaner und der Eigentümer der Casa Santiago, Frank, ein pensionierter amerikanicher Anwalt, waren nicht wenig überrascht, dass jemand an der Tür läutete und nach einem Zimmer fragte. Auch gehörten wir mit unseren Rucksäcken und einem abgefuckten Backpacker-Look nicht gerade zu der Zielgruppe dieses gehobenen Etablissements. Wir wurden gefragt, wie es uns denn einfallen könne, zu diesem Zeitpunkt ohne Reservierung aufzutauchen. Und doch bekamen wir ein Zimmer. Das B & B im historischen Zentrum von Merida umfasst mehrere sehr stilvoll restaurierte Kolonialgebäude mit einem prächtigen tropischen Garten und einem mit Mosaikfliesen künstlerisch gestalteten Pool. Die Zimmer sind alle individuell designed und mit jeder Menge Kunst dekoriert. Am Abend auf Franks Sylvesterparty wurden wir den anderen Gästen, amerikanische und mexicanische Intelektuelle, Bohemiens und Journalisten, mit folgende Worten vorgestellt: "These are two German vagabunds, who are pretending they are an engineer and a doctor." Frank konnte das Geheimnis von Trumps Frisur lüften. Er versucht die Frisur seiner Mutter zu immitieren, auch wenn es ihm dafür an Haaren mangelt. Und er zeigte uns ein Foto von Mutter Trump. 'This is no photoshop. This is real!' Zum Brüllen komisch. Mal nach Bildern von Mutter Trump googeln. Weiter unten noch ein kleines Bilderrätsel. Wer mir als erster beide richtigen Antworten per E-Mail zuschickt, bekommt eine Postkarte aus Mexico. Koloniales Merida B & B Casa Santiago Radio oder Toaster? Tlalchichi oder Chihuahua? 19.01.2017 aeropuerto especial
Als ich Katharina am Flughafen in Cancun abholte, merkte ich, wie dieser ganz offiziell seine Passagiere
verarscht. Bei meiner ersten Ankunft musste ich von Frankfurt aus kommend und nach Mexico City weitereisend
von Terminal 3 zu Terminal 2 gelangen. Dafür existiert ein offizieller kostenloser Shuttle-Bus, der alle
30 Minuten verkehren sollte. Da ich Zeit hatte, ignorierte ich die Details und wartete. Die Fahrtzeit inklusive
eines Zwischenstopps an Terminal 1, was nicht so ausieht wie ein Terminal, betrug fast 30 Minuten. Ich hatte ja
Zeit. Später bei einem Blick auf eine Online-Flughafenkarte musste ich feststellen, dass die beiden Terminals direkt
nebeneinander liegen. Wieso kann man da nicht einfach rüberlaufen? Der direkten Verbindung der Terminals steht ein kleines
Stück undurchdringlicher Dschungel, in dem sogar wilde Tiere leben, im Wege. Ob beim Bau des Flughafens vergessen
worden war, dieses kleine nicht mal Fußballfeld große Stück zu roden oder ob es extra angepflanzt worden war, um ein
unkontrolliertes und riskantes Hin- Und Herlaufen der Passagiere zwischen den Terminals zu unterbinden, verschließt
sich meinen Kenntnissen. Da mein Bus aus der Stadt an Terminal 2 ankam, Katharina aber an Terminal 3 ankommen
sollte, machte ich mich auf den Weg. Das Dschungelstück U-förmig umrundend, brauchte ich keine zehn Minuten für
die Strecke... Ich muss erwähnen, dass der Shuttle-Bus natürlich einen anderen Weg genommen und den Flughafen dabei
komplett verlassen hat. Taxifahrer verlangen für die Strecke übrigens pauschal zehn US-Dollar.
13.01.2017 ado autobuses de oriente anuncia su salida
Da die mexicanische Eisenbahn nur noch in Museen existiert, ist man in Mexico zum Busfahren verdammt. Busterminals
in großen mexicanischen Städten gleichen riesigen Flughäfenterminals mit getrennten Bereichen für Abfahrt und Ankunft.
Das Bussystem ist äußerst effizient, zuverlässig und bestens organisiert. Man kann mit 1. Klasse- oder 2. Klasse-Bussen
reisen, wobei der Unterschied mehr in der Art der Reisens als in der Art des Buses liegt. 1. Klasse Busse werden primär
für Langstrecken eingsetzt und halten nur in Städten, während 2. Klasse Busse in jedem Dorf einen Halt einlegen. 2.
Klasse-Busse ähneln Reisebussen in Deutschland, während 1. Klasse-Busse deutlich komfortabler und luxuriöser ausgestattet
sind. Bisher hatte ich mich ausschließlichen in den Kordilleren Mexicos oberhalb von 1500 Metern bewegt, doch in wenigen
Tagen würde Katharina in Cancun auf der Yucatan-Halbinsel einreffen. Zeit für mich, die gewaltigen Ausmaße Mexicos kennen zu
lernen. Vier Tage hintereinander fuhr ich täglich im Schnitt achten Stunden Bus, um von Oaxaca nach Cancun zu gelangen.
10.01.2017 oaxaca
Oaxaca ist die Perle Mexicos. Ein wunderbares Kolonialstädtchen mit vielen Kunstgalerien, Cafes, Bars,
Live-Music, Taquerias (Taco-Fressbude), Mezcalerias (Mezcal-Bar) und natürlich jede Menge Mercados
inklusive eines kleinen feinen Mercado organico (Biomarkt). Doch wo ist am meisten los? Im Irish Pub. Die Welt
wird sich immer ähnlicher... Berühmt ist Oaxaca auch für seine Küche. Ich war gerade dabei mich durch all die
Köstlichkeiten zu futtern, da stoppte mich Giardia. Diese unappetitlichen Parasiten verursachen Durchfall,
Übelkeit, Ballonbauch, Monsterblähungen (no fucking details) und Aufstoßen mit faulem Eier Geschmack.
Widerlich. Dank fernärztlicher medizinischer Beratung durch Katharina, wobei ich die Diagnose selbst gestellt
habe, konnte ich den Biestern jedoch den Garaus machen. Wer's mal bekommen sollte, dem empfehle ich Tinidazol.
Zu Risiken und Nebenwirkungen beachte man den fehlenden Beipackzettel.
06.01.2017 la vida es un mercado
Die Überschrift sollte ich präzisieren: la vida mexicana es un mercado. Überall, wo man in Mexcico
hinkommt sind Märkte. Natürlich hat jede mexicanische Stadt diverse offizielle Märkte, doch darüber hinaus
finden an allen erdenklichen Orten und zu jederzeit immer wieder Märkte statt. Als Außenstehender könnte man
meinen, diese entstünden spontan und chaotisch. Erst säumen ein paar einzelne Buden den Straßenrand, einige
verzweifelt hupende Autos kommen aufgrund wuselnder Mexicaner nicht mehr voran, dann drängen sich Menschenmassen,
Verkäufer preisen ihre Waren, jeder mögliche Flecken ist von irgendwelchen Marktbuden oder sich aneinander
vorbeiquetschenden Menschen okkupiert. Ich wundere mich dann, wo ist die Straße hin, die auf meinem Stadtplan
verzeichnet ist. Wo sind die Gebäude und wohin ist die Stadt verschwunden?
31.12.2016 una balacerita
Die Ciudad de Mexico verlassend ist mein erstes Ziel Taxco, eine alte Silberminenstadt, die spektakulär an einem
steilen Berghang gebaut ist. Die Silbermine wurde schon vor Jahrhunderten aufgegeben und heutzutage beherbergt die
Stadt mehr Silberschmuckgeschäfte als Einwohner. Prächtige weiß getünchte Kolonialbauten, steile enge Kopfstein
gepflasterte Gassen und eine atemberaubende Kirche prägen dieses Freilichtmuseum. Als offizielle Taxis verkehren
ausschließlich schneeweiße und elfenbeinweiße uralte VW-Käfer, bei denen ausnahmslos der Beifahrersitz abhanden
gekommen ist. Ein scheinbares Idyll. Zu meiner Ankunft wird wie schon zuvor in der Hauptstadt der Jungfrau von
Guadalupe gehuldigt. Sie hat eine eigene Kirche und zieht die Massen an wie sonst nichts in Mexico. Die Art der
Huldigung ist jedoch von sehr weltlicher Art: Fressbuden und ein spektakuläres Feuerwerk, an einem etwa 15 Meter
hohen Holzgerüst. Zu Beginn und zum Ende werden jeweils einige Mega-Böller in den Himmel gejagt. Halleluja.
20.12.2016 chipotle o rajas
Sosehr die Mexicaner davon träumen beim nördlichen Nachbarn arbeiten zu dürfen, so wenig
adaptieren sie dessen nur rudimentär vorhandene Kultur. Die Mexicaner pflegen ihren eigenen
Stil, was ein Glücksfall ist. Das betrifft alle Lebensbereich inklusive des Essens. Statt großer
steriler Fastfood-Ketten herrschen hier kleine familienbetriebene Essensstände vor. Die Straßenküche
und die Essensstände auf den Märkten sind grandios, seit meiner Ankunft habe ich erst zweimal in einem
Restaurant gegesssen. Egal, was man ist, eine Frage ist unvermeidlich: ¿rajas o chipotle?
Chili oder Chili? Den genauen Unterschied herauszufinden, dafür bleiben mir noch zwei Monate...
13.12.2016 mi barrio
Ich habe das Glück hier in Mexico D. F. (Distrito Federal: Hauptstadt) bei Carlos, Kerstins
Freund, in der Wohnung übernachten zu dürfen. Diese zu finden war eine kleine Herausforderung
angesichts der kryptischen Adresse: La Unidad Lindavista Vallejo, Calle Norte 31, manzana 2
(Apfel 2), edificio 23, entrada C, apartamento 404.
Kerstin hatte den Eingang nicht richtig angegeben und bei fünf verschiedenen Eingängen pro
Gebäude und dem Fehlen von Namensschildern und Klingeln (Pfeifen und Rufen sind die gängigsten
Ersatzformen für die Klingel...) brauchte ich eine Weile, bis ich am Ziel war. Geschätzt
wohnen in der Unidad mehrere Tausend Leute, vermutlich sogar mehr als Zehntausend.
Irgendwo müssen ja all die Mexikaner wohnen... Wer in der Nähe ist, kann mich gerne mal
besuchen, Metrostation Politecnico aussteigen.
09.12.2016 bienvenido a mexico
Die Einreise nach Mexico, die ich schon bei meiner Zwischenlandung in Cancun vollzog, ging
turbokrass schnell. Kaum hatte die locker flotte Beamtin der inmigracion herausgefunden,
dass ich Spanisch spreche, wurde alles entspannt und sie duzte mich sofort. Hey Du! Wohnst
du bei Freunden? Ich hatte noch gar nicht geantwortet, da machte sie schon zwei Stempel. Zack,
Zack. ¡Bienvenido a Mexico!. Den Schwung der Einreise nutzte ich im Anschluss,
um einige Schafe durch den Zoll zu schmuggeln. Nach Mexico dürfen weder Essen, Lebensmittel
noch Tiere oder Früchte eingeführt werden, was mir erst beim Ausfüllen der Zollerklärung
aufgefallen ist. Doch die selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen in Schafform wollte ich
keinesfalls einer noch so locker flockigen Zollbeamtin überlassen...
04.12.2016 en el camino otra vez
Die Tage werden kürzer, die Abende länger und das Wetter ist auch nicht mehr das, was es mal war.
Kurzum, es ist die Zeit gekommen, um der Sonne entgegen zu reisen. Bald wird sie für mich am mexicanischen Himmel
erstrahlen. Damit erhält diese kleine feine und liebevoll amateurhafte Blog ein neues Kapitel.
27.11.2016 |
© by Oliver Schäfer